Die Russen kommen
Die Russen kommen
DDR 1968/1987, R: Heiner Carow, B: Claus Küchenmeister, Heiner Carow nach Motiven einer Erzählung von Egon Richter, K: Jürgen Brauer, M: Peter Gotthardt, D: Gert Krause-Melzer, Viktor Perewalow, Dorothea Meissner, Karla Runkehl, Norbert Christian, 92' · DCP
SA 02.04. um 20 Uhr + SO 10.04. um 18 Uhr · Einführung am 02.04.: Claus Löser, Einführung am 10.04.: Ralf Dittrich
Mit Die Russen kommen knüpfte Heiner Carow an eigene Erfahrungen vom Ende des Zweiten Weltkriegs an: Auch er war als Heranwachsender von der faschistischen Ideologie indoktriniert worden und wurde während der letzten Kriegstage noch zum mörderischen „Endkampf“ gegen die heranrückenden Alliierten verpflichtet. Die Atmosphäre und der Wahnsinn der Zeit sind in der Geschichte des 16jährigen Hitlerjungen Günther verdichtet, der sich im finalen Aufgebot des Volkssturms noch mitschuldig am Tod eines gleichaltrigen russischen Zwangsarbeiters macht.
Carow und sein Kameramann Jürgen Brauer fassen die Untergangsstimmung des Jahres ’45 in suggestive Szenen voller Symbolik. Oft werden einzelne Figuren in weite Räume gestellt, um Bedrohung und Angst fühlbar zu machen. Die Masse erstarrt zum Ornament. Es gibt Motive der vollkommenen Entpersönlichung, die mitunter wie Bilder eines Alptraums wirken. Die surreale Seelenlandschaft wird zum Psychogramm eines von der NS-Manipulationsmaschinerie Verführten.
Als der Film Ende 1968 zur staatlichen Abnahme bereit war, zeigten sich die Zensoren höchst irritiert: Ein antifaschistischer Film ohne antifaschistischen Helden? Kein kommunistischer Widerstand weit und breit? Dafür modernistische Traumsequenzen und eine „Psychologisierung des Faschismus“! Die Russen kommen verschwand im Archiv; seine erste Rekonstruktion erfolgte 1987 auf der Basis einer von Schnittmeisterin Evelyn Carow aufbewahrten Arbeitskopie. 2015/16 gelang im Auftrag der DEFA-Stiftung eine aufwändige digitale Restaurierung. (rs)