Die Sonne angreifen
BRD 1971, R: Peter Lilienthal, B: Peter Lilienthal, Robert Muller, K: Gerd von Bonin, M: George Gruntz, D: Jess Hahn, Willy Semmelrogge, Peter Hirche, Gary Miller, Dieter Schidor, Ingo Thouret, 83’ · Digital SD
MI 04.12. um 20 Uhr · Einführung: Jan Gympel
1970 hatte Lilienthal mit Malatesta seinen ersten Kinofilm inszeniert. Auch Die Sonne angreifen war eigentlich fürs Kino gedacht, ließ sich jedoch nur mit wesentlicher Beteiligung durch das Fernsehen realisieren (was damals noch ungewöhnlich war). Dafür sicherte sich der Sender Freies Berlin das Recht, den Farbfilm vor einem Kinoeinsatz auszustrahlen. Allerdings fand sich zunächst ohnehin kein Verleih, da Lilienthal die Handlung und deren Aussage stark abstrahiert und verschlüsselt, er sich weit vom klassischen Erzählen einer Geschichte entfernt und sich für das Experimentieren und die Beschreibung von Stimmungen und Situationen interessiert hatte. So lieferte Witold Gombrowicz’ Roman Die Verführung nur noch einige Motive. Aus dem Polen des Zweiten Weltkriegs wurde das Geschehen in die Gegenwart verlegt, hauptsächlich in einen von Gewalt bestimmten und von der Mafia dominierten Vorort Chicagos. Dort spielte sich die nur noch vage erkennbare Handlung um einen alternden Gangsterboss ab, der seine Schuld zu kompensieren versucht, indem er ein junges Paar schuldig werden lässt.
Das Urteil der Kritiker war zwiespältig. So resümierte Wolfgang Ruf: „Was bei Lilienthal bleibt: sensible Bilder einer Landschaft der Bedrohung, der Angst und der Gewalt, deren Zusammenhang kaum vermittelt wird; ein im Detail oft erschreckend genaues, aber dann doch nur eine beängstigende Atmosphäre ausmalendes Bild vom chaotischen Verfall einer Gesellschaft. Daß Lilienthals verdeutlichende Tableaus immer wieder in gesuchte und dabei ins Artifizielle zielende Bilder umschlagen, macht sie zu unklar, seinen Film schließlich vor allem zum isolierten Kunstprodukt.“ (Süddeutsche Zeitung, 13.5.1971) (gym)
Der Eintritt ist frei.