Lachende Erben: Lustspiele 1930-1933
Donnerstag, 10. März 2016, 20.00 - 00.00 Uhr
Drei Tage Mittelarrest
Drei Tage Mittelarrest
Drei Tage Mittelarrest
D 1930, R: Carl Boese, Musik: Nico Dostal, Artur Guttmann, Liedtexte: Charles Amberg, D: Fritz Schulz, Felix Bressart, Lucie Englisch, Max Adalbert, Ida Wüst, Paul Otto, 81’ · 35 mm
DO 10.03. um 20 Uhr + SO 13.03. um 20.30 Uhr
Kein anderes komisches Genre entzweite die Geister so sehr wie der Militärschwank, der zunächst zu Kaisers Zeiten in Deutschland und Österreich auf den Theaterbühnen Erfolge feierte, dann Mitte der 1920er Jahre eine Konjunktur im Stummfilm erlebte und ab Herbst 1930 auch in zahlreichen Tonfilmen für Aufsehen sorgte. Auslöser der jüngsten Welle war der Publikumsrekord von Drei Tage Mittelarrest: In einem kleinen Garnisonsstädtchen liegen der Bürgermeister (Max Adalbert) und der Bataillonskommandant (Paul Otto) im Dauerstreit, der sich zuspitzt, als das Dienstmädchen (Lucie Englisch) ungewollt schwanger wird, aber den Vater nicht benennen kann: Mehrere Soldaten und Offiziere kommen in Frage, vom Provinz-Casanova (Fritz Schulz) bis zum freundlichen Schussel (Felix Bressart).
Vor dem Hintergrund der stark zunehmenden politischen Radikalisierung im Jahr 1930, der immer aggressiveren Rhetorik der Nationalisten und den immer handgreiflicheren Attacken der Nationalsozialisten gegen die Republik beklagten liberale und sozialdemokratische Kritiker eine rückwärtsgewandte Ideologie der in der Kaiserzeit spielenden Militärschwänke und Kasernenhofkomödien. Die SPD-Zeitung Vorwärts sah etwa in Drei Tage Mittelarrest eine unpassende „Verherrlichung der Kasernenzeit“ (11.11.1930).
Gleichzeitig mussten die Kritiker einräumen, dass das Militär und der bürgerliche Uniformfetischismus auf derb-komische, parodistische Weise aufs Korn genommen wurden – und dass Carl Boeses Film nicht nur enorm flott inszeniert, sondern allein schon wegen seiner „Bombenbesetzung“ sehenswert war: „Füsilier Nowotni ist Felix Bressart. Endlich eine ganz große Rolle für einen unserer besten Komiker. Wie er so den schlampigen, etwas schüchternen, gutmütigen Kerl hinlegt, das ist einfach fabelhaft. Eine Figur, die voll Leben steckt! – Und dann der Filmdebütant Max Adalbert. Sein Bürgermeister wird mit feinster Komik durchgeführt. Ein großer Gewinn für den Tonfilm! Eine herrliche Auguste die kleine Lucie Englisch. Schüchtern und lieb, ein herziges, pußliges Ding. Der Nachtjäger ist Fritz Schulz. Aufs neue darf man ihm bestätigen, daß er zu den dezentesten Komikern gehört, die wir besitzen.“ (Lichtbild-Bühne, 11.11.1930). (ps)
Vor dem Hintergrund der stark zunehmenden politischen Radikalisierung im Jahr 1930, der immer aggressiveren Rhetorik der Nationalisten und den immer handgreiflicheren Attacken der Nationalsozialisten gegen die Republik beklagten liberale und sozialdemokratische Kritiker eine rückwärtsgewandte Ideologie der in der Kaiserzeit spielenden Militärschwänke und Kasernenhofkomödien. Die SPD-Zeitung Vorwärts sah etwa in Drei Tage Mittelarrest eine unpassende „Verherrlichung der Kasernenzeit“ (11.11.1930).
Gleichzeitig mussten die Kritiker einräumen, dass das Militär und der bürgerliche Uniformfetischismus auf derb-komische, parodistische Weise aufs Korn genommen wurden – und dass Carl Boeses Film nicht nur enorm flott inszeniert, sondern allein schon wegen seiner „Bombenbesetzung“ sehenswert war: „Füsilier Nowotni ist Felix Bressart. Endlich eine ganz große Rolle für einen unserer besten Komiker. Wie er so den schlampigen, etwas schüchternen, gutmütigen Kerl hinlegt, das ist einfach fabelhaft. Eine Figur, die voll Leben steckt! – Und dann der Filmdebütant Max Adalbert. Sein Bürgermeister wird mit feinster Komik durchgeführt. Ein großer Gewinn für den Tonfilm! Eine herrliche Auguste die kleine Lucie Englisch. Schüchtern und lieb, ein herziges, pußliges Ding. Der Nachtjäger ist Fritz Schulz. Aufs neue darf man ihm bestätigen, daß er zu den dezentesten Komikern gehört, die wir besitzen.“ (Lichtbild-Bühne, 11.11.1930). (ps)