Ein Fall für Herrn Schmidt
Ein Fall für Herrn Schmidt
BRD 1971, R: Falk Harnack, B: Wolfdietrich Schnurre, K: Karl Löb, D: Klaus Schwarzkopf, Martin Hirthe, Käthe Braun, Gaby Dohm, Heinz Meier, Ilse Künkele, 84’ · Digital SD
SA 19.05. um 18 Uhr + SO 20.05. um 18 Uhr · Einführung: Jan Gympel
Wolfdietrich Schnurre (1920-1989) war nicht nur einer der wichtigsten Schriftsteller der jungen Bundesrepublik, sondern auch einer der vielseitigsten. Ein Fall für Herrn Schmidt entstand zunächst als Kurzgeschichte, die der Berliner in zwei Fassungen veröffentlichte. Dann hatte er daraus ein Hörspiel gemacht, und schließlich ein Drehbuch: Der einsame Privatdetektiv Schmidt, der nicht mehr der Jüngste ist und dem die Entlassung droht, wird in ein kleines Dorf geschickt. Einer anonymen Nachricht zufolge ist dort ein halbwüchsiger Junge verschwunden. Schmidt stößt zunächst auf eine Mauer des Schweigens, bekommt aber doch bald heraus, welches Schicksal der eher geistig interessierte Junge, Kind deutscher Spätaussiedler aus Polen, bei seinen Pflegeeltern hatte. Am Ende steht der Ermittler vor der Frage, ob er das Richtige tun oder seine Pflicht erfüllen soll.
Schnurre behandelte hier ein weiteres Mal die Frage nach persönlicher Schuld und Verantwortung, die ihn weit länger umtrieb als andere Autoren seiner Generation. Ernst Johann lobte in der Frankfurter Allgemeinen vom 24.12.1971, die Erbittertheit Schmidts „teilt sich dem Zuschauer mit, der über diese deutsche Zustandsschilderung um so nachdenklicher gemacht wird, weil Schnurre auf alle großen Töne verzichtet“. (gym)