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Ein Glas Wasser

Ein Glas Wasser D 1923, R: Ludwig Berger, P: Erich Pommer, B: Ludwig Berger, Adolf Lantz nach der Komödie von Eugène Scribe, K: Günther Krampf, Erich Waschneck, D: Mady Christians, Helga Thomas, Hans Brausewetter, Lucie Höflich, Rudolf Rittner, 115‘ · 35mm FR 08.12. um 20 Uhr · Am Flügel: Peter Gotthardt · Einführung: Christian Rogowski Neben Fritz Lang und Friedrich Wilhelm Murnau ist Ludwig Berger Mitte der 1920er Jahre das dritte große Genie, das bei der Ufa unter Vertrag steht. Die drei Regisseure sind zwar erst Anfang, Mitte 30, haben aber jeder schon ein ganz eigenes Profil ausgebildet und machen Filme, die Kunst, Kunstfertigkeit und Publikumsansprache auf die eleganteste Weise verschmelzen lassen. Im Unterschied zu Lang und Murnau dreht Berger, der zuvor schon als junger Theaterregisseur für Furore gesorgt hatte, auch heitere Stoffe. Mit der bis heute existierenden Vorstellung vom schweren, düster dräuenden, deutschen Seelenkino und seinen Dämonen Mabuse, Nosferatu und Mephisto haben Bergers intelligente Komödien, Filmmärchen und Operetten nichts gemein. Wie Murnau wird auch Berger bald nach Hollywood abgeworben, ist dort aber unglücklich, kehrt Anfang der 1930er Jahre nach Deutschland zurück, feiert wieder Erfolge – bis die Nazis ihn als Juden erneut aus seiner Heimat vertreiben. Er überlebt die Exilzeit in Amsterdam, doch an seine glorreiche Kinolaufbahn kann er nie wieder anschließen. Seinen ersten großen Erfolg feierte Berger mit Ein Glas Wasser, einer Produktion der Decla-Bioscop im Auftrag der Ufa. Eine Komödie im historischen Gewand: In London zur Zeit des Spanischen Erbfolgekriegs Anfang des 18. Jahrhunderts geht es eigentlich um Wohl und Wehe des Landes, doch die Königin und ihre ärgste Rivalin buhlen stattdessen um die Gunst des gleichen Mannes. Der aber liebt wiederum eine ganz andere. In der Lichtbild-Bühne jubelt Hans Wollenberg über Bergers Arbeit: „Seine Regieleistung gehört zum Feinsten, Kultiviertesten, Durchdachtesten und Geschmackvollsten, was die Lichtspielkunst hervorgebracht hat. (…) Er ist souveräner Herr über Licht und Schatten, er schafft Bildwirkungen von eindrucksvoller Schönheit und beredter Individualität. (…) So ergab sich aus ernster Arbeit eine Gesamtleistung voll Anmut und Grazie. Ein Film, der es rechtfertigt, von Lichtspiel-Kunst zu sprechen.“ (3.2.1923). In seinem Einführungsvortrag wird Christian Rogowski (Amherst College, Massachusetts) Bergers Schaffen bei der Ufa und im Exil beleuchten. (ps)