Eins
BRD 1971, R/B: Ulrich Schamoni, K: Igor Luther, D: Ulrich Schamoni, Herbert Hamm, Wolf Fuchs, Andrea Rau, Pit Schröder, 94’ · DCP
FR 06.12. um 18.30 Uhr + SA 07.12. um 21 Uhr · Zu Gast am 06.12.: Pit Schröder · Einführung am 07.12.: Jan Gympel
„1“ steht auf dem Mercedes, mit dem ein junger Spieler und sein Assistent durch Südfrankreich fahren und zwei junge Tramper aufgabeln, die dann für den Kapitalisten in die Casinos gehen. Aber eigentlich ist die Zahl auf dem Auto nur der Vorwand für einen Filmtitel, mit dem Ulrich Schamoni signalisierte, dass er als Filmemacher noch einmal von vorn beginnen wollte – schwer frustriert von der Filmindustrie und dem inzwischen etablierten Filmförderungssystem, die ihn auch dazu zwangen, dieses Werk mit geringen finanziellen Mitteln und winzigem Team auf eigene Faust zu realisieren. Entstanden ist einer der bemerkenswertesten deutschen Spielfilme seiner Zeit. Nichtsdestoweniger wurde Eins weitgehend ignoriert von der Kritik, die in einer hoch politisierten Zeit keinen Sinn hatte für diese verspielte wie subtile Satire über Lohnarbeit und die damit verbundene Ausbeutung. Ebenso wurde übersehen, wie Schamoni ein weiteres Mal unaufdringlich neue Formen des Filmemachens und des Geschichtenerzählens ausprobierte. Aufmerksamer war die Jury des Bundesfilmpreises: Sie verlieh der Produktion ein Filmband in Silber und Kameramann Igor Luther eines in Gold. Die Hauptrolle des Spielers übernahm der – in vieler Hinsicht – spielfreudige Schamoni gleich selbst und schuf damit einen Vorläufer der ebenfalls von ihm verkörperten Hauptfigur in Chapeau Claque, die freilich noch abgeklärter, ratloser und nahezu immobil ist. Schamonis Schwager Pit Schröder, der bei Eins ein weiteres Mal als Produktions- oder Aufnahmeleiter fungierte, spielte auch vor der Kamera die Rolle des Assistenten und Fahrers. (gym)