
Kurz nach Ende des Zweiten Weltkrieges sucht Oswald Kronen, ein junger ehemaliger Partisane, einen berühmten 90-jährigen norwegischen Dichter im Altersheim auf, weil er ihn umbringen möchte. Dem Alten soll als Kollaborateur der Nazis während der Besetzung Norwegens der Prozess durch eine Untersuchungskommission gemacht werden. Die Haltung des Dichters zum Faschismus erscheint als andauernde, starrsinnige Selbstbehauptung und -bestätigung mit allen Mitteln. Doch im Lauf der Begegnung mit dem Schriftsteller kommt Oswald immer mehr von seinem Vorhaben ab. Er wird in den Bann des alten Mannes und dessen eigener widersprüchlicher Wirklichkeit gezogen.
Viele Kino- und Fernseharbeiten des Theaterregisseurs und Filmemachers Peter Zadek (1926-2009) fußen auf Theaterstücken. So basiert Eiszeit auf dem gleichnamigen Theaterstück von Tankred Dorst, das vom letzten Lebensabschnitt des norwegischen Autoren Knut Hamsun, Literaturnobelpreisträger und Kollaborateur der Nazis, inspiriert ist und unter der Regie von Zadek am 13. März 1973 am Schauspielhaus Bochum uraufgeführt wurde. Wie in der Theaterinszenierung spielt O. E. Hasse den „Alten“ und Ulrich Wildgruber den jungen Oswald Kronen. Das Drehbuch adaptierten Tankred Dorst und Peter Zadek zusammen, sie verband eine enge Freundschaft und künstlerische Zusammenarbeit. (lvp)
Louise von Plessen arbeitet kuratorisch, organisatorisch und redaktionell für Ausstellungen und Publikationen, unter anderem zur Geschichte der documenta und des Neuen Deutschen Films.
Eiszeit
- BRD 1975
- 35mm
- OF
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R: Peter Zadek, B: Tankred Dorst, Peter Zadek, K: Gérard Vandenberg, M: Peer Raben, D: O. E. Hasse, Hannelore Hoger, Walter Schmidinger, Ulrich Wildgruber, Helmut Qualtinger, Rosel Zech, 115‘