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Was interessiert ein Publikum heute an der Geschichte einer jungen Frau, die lieber sterben möchte, als sich der Macht eines ungeliebten Prinzen zu unterwerfen? Was führt Emilia Galotti, der Inbegriff des bürgerlichen Trauerspiels, heute vor Augen – in einer Zeit, in der Könige und Fürsten längst abgedankt haben? Solche Fragen wurden der DEFA gestellt, als Martin Hellberg Lessings Stück von 1772 über die Willkür und Despotie eines Landesherrschers in der DDR verfilmte. Die Abnahmekommission hatte Einwände, vom Regisseur verlangte man Änderungen, die Kritik war unzufrieden. Nur die West-Berliner Presse lobte: „So rollt vor dem Zuschauer ein Geschehen ab, das in mancher Phase einer erregenden Kriminalstory gleicht, ohne auch nur einen Augenblick die erhabene Sprache Lessingscher Dramatik vermissen zu lassen. (…) Ein in Drehbuch und Regie sehr gekonnter Film, der der DEFA als willkommenes Austauschobjekt für die Bundesrepublik dienen dürfte.“ (Der Kurier, 25.3.1958) Die Darstellerin der Emilia Galotti, Karin Hübner, die hier ihr Filmdebüt gab, zog es danach vor, in den Westen zu gehen. (ps)

Emilia Galotti