Engel, die ihre Flügel verbrennen
Engel, die ihre Flügel verbrennen
BRD 1970, R: Zbynek Brynych, B: Herbert Reinecker, K: Josef Vaniš, M: Peter Thomas, D: Susanne Uhlen, Jan Koester, Ellen Umlauf, Jochen Busse, Nadja Tiller, Werner Kreindl, Manfred Spies, Karl-Otto Alberty, Harald Baerow, 93‘ · 35mm
DI 11.07. um 20 Uhr · Einführung: Thomas Groh
Bewährter Brynych-Beginn: Aufnahmen von Raserei im Nachtverkehr. Mittendrin, lachend: Hilde Susmeit (absolut enthemmt: Nadja Tiller) auf dem Weg zum nächsten Sex-Stelldichein im Münchner Luxushotel. Hintendrein auf dem Motorrad ein Teenager, der nach dem ekstatischen Beischlaf Susmeits Liebhaber auflauert und ermordet: Es ist ihr Sohn, der im minderjährigen Mädchen Moni eine Seelenpartnerin findet. Die Ermittlungen der Polizei lassen die Erlösungsfantasien der beiden jungen Todesengel im bizarren Lynchmob-Finale zum Verzweiflungsflug in die Ewigkeit münden.
Brynychs erste BRD-Phase von 1968 bis 1970 ist ein einziger Schaffensrausch: Mit befreit rasender Regie versetzt er Literaturverfilmungen, TV-Krimis und Kolportage-Kino in unverwechselbaren Taumel, der 20 Jahre später seine Wiederentdeckung als Kultregisseur einläutet. Zentral dabei: Engel, die ihre Flügel verbrennen, ein Anti-68er-Pamphlet des populären Vielschreibers Herbert Reinecker, satirisch so gegen den Strich gebürstet, dass einem zwischen Libido-Exzessen, Hautevolee-Hohn und pervertierter Liebessehnsucht Hören und Sehen vergeht. Bis am Ende nur mehr fassungslose Tränen zurückbleiben. (chh)