Erbarme Dich – Matthäus Passion Stories
Erbarme Dich – Matthäus Passion Stories
NL 2015, R: Ramón Gieling, K: Goert Giltay, S: Barbara Hin, T: Marc Lizier, M: Johann Sebastian Bach, P: Key Docs, 99‘ · DCP, OmeU
FR 21.10. um 19 Uhr ·Zu Gast: Ramón Gieling im Gespräch mit Jeffrey Arlo Brown (VAN Magazin)
Ramón Gielings Film Erbarme Dich erkundet am Beispiel von Bachs Matthäus-Passion die profunde Wirkung der Musik auf den Menschen. Zwar ist die Matthäus-Passion tief im lutherisch-christlichen Glauben verwurzelt, doch muss man diese Glaubenserfahrung nicht teilen, um von der Musik berührt zu werden. Der Regisseur Peter Sellars beschreibt dieses Phänomen mit den Worten: „It’s such an intense trajectory. To start with weeping, to weep in the middle, and at the end, to weep again…"
Gielings Dokumentarfilm ist wie eine Collage angelegt. Neben Sellars schildern die Schriftstellerin Anna Enquist, die Sopranistin Olga Zinovieva und der Choreograph Emio Greco in sehr persönlichen Geschichten ihre Verbindung mit Bachs Musik. Durch kurz eingeblendete Fragmente aus den Tagesnachrichten wird der sonst intime Ton gebrochen und Schmerz als universelle Erfahrung gezeigt. Einen roten Faden in Gielings Collage bilden einerseits die Proben zur Matthäus-Passion, die in einer verfallenen Amsterdamer Kirche unter der musikalischen Leitung des Dirigenten Pieter Jan Leusink und unter Mitwirkung des Oberdachlosenchors De Straatklinkers stattfinden. Zum anderen werden die Teile durch die präzise, an die holländische Malerei des 17. Jahrhunderts erinnernde Bildsprache des Filmemachers verbunden. Erbarme Dich verneint die religiöse Herkunft der Passion nicht, zeigt aber eindrucksvoll, wie diese Musik die Grenzen ihrer Herkunft von Anfang an überschreitet. Das ist es wohl, was John Berger meinte, als er schrieb: „Without the persistence of this hope, songs would not exist. Songs lean forward." (abe)
Mit freundlicher Unterstützung der Botschaft des Königreichs der Niederlande