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BRD 1966, R/B: Ulrich Schamoni, K: Gerard Vandenberg, M: Hans Posegga, D: Sabine Sinjen, Bruno Dietrich, Ulrich Schamoni, Horst Manfred Adloff, Ulrike Ullrich, Rolf Zacher, Tilla Durieux, Bernhard Minetti, Will Tremper, 86’ · 35mm SA 09.11. um 20.30 Uhr + MI 13.11. um 20 Uhr · Zu Gast am 9.11.: Erika und Ulrich Gregor · Einführung am 13.11.: Jan Gympel Als Ulrich Schamonis erstes abendfüllendes Werk im März 1966 in die Ki­nos kam, wurde es als Beginn des Jungen Deut­schen Films verkauft und wahrgenommen. Zwar hatte es schon zu­vor einige Werke gegeben, die darauf hoffen ließen, mit „Papas Kino“ gehe es nun auch in Westdeutschland zu Ende und man finde Anschluss an die inter­nationalen Filmerneuerungs­bewegungen, doch erst 1966 erlebte eine ganze Reihe abend­füllen­der „Jungfilme“ aus der BRD und West-Berlin ihre Uraufführung. Es machte den Anfang, weil Ulrich Schamoni – beim Dreh 25, bei der Premiere 26 Jahre alt – nicht das beginnende Filmförderwesen bemühte, sondern in Horst Manfred Adloff einen wagemutigen Kunstfreund als Finanzier der Low-Budget-Produktion gefunden hatte. Gedreht wurde im Spätsommer 1965 in den Straßen, Häusern und Verkehrsmitteln Berlins, auch in Schamonis eigener Wohnung. Der Film schildert die zunächst unbeschwerte „wilde Ehe“ eines jungen Paares in West-Berlin. Als die Frau ungewollt schwanger wird, vertraut sie sich nicht ihrem Freund an – der sich schon einmal wenig erfreut vom Gedanken an eine frühe Familiengrün­dung gezeigt hat –, sondern versucht auf eigene Faust, einen Arzt für die (damals noch strikt verbotene) Abtreibung zu finden. Über seinen Charakter als spannendes Dokument vom Leben in der Mauerstadt hinaus beeindruckt der Film bis heute durch seine wirklichkeitsnahe, frische, stellenweise virtuos verspielte Machart, die überzeugend agierenden Darsteller und die ebenso sensible wie erfreulich unaufdringliche Weise, mit der das Problem der Abtreibung behan­delt wird, ohne dem Zuschauer ein Urteil aufzunötigen: Schamoni gelang das Kunststück, sich weder für noch gegen Abtreibung auszusprechen. Es erhielt fünf Bundesfilmpreise, wurde als offizieller westdeutscher Bei­trag in den Wettbewerb von Cannes und in das Rennen um die Oscars geschickt. Darüber hinaus war er nicht nur der erste kommerzielle Erfolg des Jungen Deutschen Films, sondern auch einer der kommerziell erfolgreichsten deutschen Filme jener Jahre. (gym)