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Faust

Kleine Unterweisung zum glücklichen Leben BRD 1963, R/B: Helmut Herbst, 12‘ Faust BRD 1960, R: Peter Gorski, K: Günther Anders, D: Will Quadflieg, Gustaf Gründgens, Ella Büchi, Elisabeth Flickenschildt, 128‘ · 35 mm FR 24.03. um 21 Uhr + MI 29.03. um 20 Uhr · Einführung am 24.03.: Olaf Möller „Wer heutzutage in der Nacht oder am Morgen am Hamburger Schauspielhaus vorbeikommt, wird oft eine lange Kette von Menschen sehen, junge und alte, die - wie einst in den bösen Jahren um ein Pfund Margarine oder einen Brotlaib - um ein Billett zur ,Faust'-Inszenierung von Gustaf Gründgens anstehen, mit Feldstühlen, Decken und Thermosflaschen bewaffnet.“ (Willy Haas). Gustav Gründgens Hamburger Faust. Eine Tragödie-Inszenierung war ein Meilenstein der BRD-Kultur: Ein Werk, das einerseits populär war (vor dem Film gab es bereits eine Schallplattenversion), andererseits von der Kritik geschätzt wurde und bei internationalen Gastspieltourneen Ruhm erntete für das Kunstschaffen der jungen Nation. Aber da ist noch mehr: Steckt in dem Unterfangen nicht auch Gründgens’ Versuch einer (durchaus selbst)ironischen (Selbst-)Entschuld(ig)ung für sein Verhalten während der Nazizeit? Klaus Mann hatte ihn in Mephisto – Roman einer Karriere (1936) nicht umsonst zum „symbolischen Typus“ des apolitisch-wendehalsigen Künstlers stilisiert. Und ist die Walpurgisnacht nicht ein Monument an die konservativste Form von Fortschrittsskeptik? Und doch: Wer wollte sich nicht hinreißen lassen von der Farb- und Raumdramaturgie sowie den wahnsinnigen Sprachperformance-Akten Will Quadfliegs und eben Gründgens? (om)