Deutscher Kolonialismus
Dienstag, 25. Oktober 2016, 20.00 - 00.00 Uhr
Filme aus den deutschen Kolonien
Filme aus den deutschen Kolonien
A Tanga, Ecole Professionelle Gouvernementale F 1911, 4' · 35 mm
Buschmann spricht in den Phonographen D 1908, R: Rudolf Pöch, 4’ · digital file
Aus dem Leben der Kate auf Deutsch-Neuguinea – Aufnahmen aus dem Jahre 1909 D 1909, R: Richard Neuhauss, 6' · DVD
Jagd auf den Silberreiher in Afrika F 1911, Alfred Machin, 5’ · 35 mm
Deutsch-Ostafrika. Eine große öffentliche Schule der Provinz Usambara D 1912, 3’ · 35 mm
Die Weihe des Kolonial-Krieger-Denkmals in Dresden D 1912, 3’ · 35 mm
Nashornjagd in Deutsch-Ost-Afrika D 1913, R: Robert Schumann, 27’ · 35 mm
Staatssekretär Dr. Solf besucht im Oktober 1913 Togo D 1913, R: Hans Schomburgk, 2’ · 35 mm
Löwenjagd in Afrika (Fragment) (Alternativer Titel: Südwestafrika) D vor 1914, 2’ · 35 mm
Im Deutschen Sudan 1912-14 D 1914, R: Hans Schomburgk, 75’
DI 25.10. um 20 Uhr · Am Flügel: Eunice Martins, Einführung: Wolfgang Fuhrmann
Nur wenige Filmaufnahmen aus den deutschen Kolonien in Afrika sind erhalten. Die hier zusammengestellten Bilder entstanden zwischen 1906 und 1916 und stehen beispielhaft für die filmkolonialistische Aneignung des Kontinents. Die dokumentarischen Szenen von kolonialem Gepränge und Großwildjagden, vom Alltag der Eingeborenen und den Aufbauleistungen der Kolonialherren sind ebenso Trophäen wie die geschossenen Tiere. Die Jagdaufnahmen des Filmamateurs Robert Schumann aus Südwest-Afrika bildeten den Grundstock seiner „Deutschen Jagdfilmgesellschaft“. Filme wie Nashornjagd in Deutsch-Ost-Afrika appellierten an die Sensationslust des Publikums, dabei sind viele der angeblichen „Jagdszenen“ für die Kamera arrangiert. Sei es die Zurschaustellung kolonialer Macht wie in dem Bericht Staatssekretär Dr. Solf besucht im Oktober 1913 Togo, seien es die friedlichen Bilder aus Deutsch-Ostafrika. Eine große öffentliche Schule der Provinz Usambara – alle Filme waren für ein weißes Publikum in der Heimat bestimmt, dienten als Beleg für eine erfolgreiche und gelungene Kolonialarbeit. Die Heimat bedankte sich mit der Errichtung zahlreicher Krieger-Denkmäler, wie Die Weihe des Kolonial-Krieger-Denkmals in Dresden zeigt – ein Film, der in Erinnerung ruft, dass die Eroberung der Kolonien ein brutaler kriegerischer Vorgang war, der im Falle von Deutsch-Südwestafrika in einem Völkermord an den einheimischen Herero zwischen 1904 und 1908 mündete. Nur wenige Aufnahmen aus Afrika verfolgen einen kritischen Diskurs. Jagd auf den Silberreiher in Afrika hinterfragt die gnadenlose Jagd auf diesen Vogel, dessen Federn als modischer Hutschmuck in Europa hochbegehrt waren: „Jedes Jahr werden Tausende dieser schönen Vögel niedergemetzelt, um die Hüte unserer Damen zu garnieren.“ (jg)