Flucht nach Berlin
Flucht nach Berlin
BRD 1961, R/B: Will Tremper, K: Günter Haase, Gerard Bonin, M: Peter Thomas, D: Christian Doermer, Susanne Korda, Narciss Sokatscheff, 104’ · DCP
DO 23.05. um 20 Uhr + SO 26.05. um 17.30 Uhr · Einführung am 23.05.: Jan Gympel
Will Tremper war ein prominenter Journalist und hatte durch Filme wie Die Halbstarken und Endstation Liebe auch schon als unkonventioneller Drehbuchautor von sich reden gemacht, als sich ihm 1960 die Gelegenheit bot, auch Regie zu führen. Mit der deutschen Teilung wollte er ein „heißes Eisen“ aufgreifen und so auch kommerziell reüssieren, nicht begreifend, dass in Westdeutschland kaum Kinofilme zu dem Thema entstanden, weil dieses von den Kinogängern verschmäht wurde. Aus dem gleichen Grund galt der damalige Dauerkrisenherd Berlin als „Kassengift“. So floppte auch Trempers mit wenig Geld und viel Enthusiasmus außerhalb der Ateliers gedrehtes Actiondrama um zwei parallel verlaufende Fluchten aus einem DDR-Dorf nach Berlin: Ein Bauer, der sich gegen den Zwangsbeitritt zur LPG wehrt, will in den Westteil der Stadt, wobei eine über die Transitautobahn reisende Schweizerin seine unfreiwillige Begleiterin wird. Ein fanatischer junger Funktionär, dem seine Genossen die Flucht des Bauern anlasten, will nach Ost-Berlin, um seine Rehabilitierung zu erwirken. Die DDR wurde wie üblich durch Spruchbänder und andere Propagandamittel gekennzeichnet, geprägt von einer Atmosphäre der Einschüchterung und Angst. Tremper sparte aber auch nicht mit Kritik an satten, ignoranten West-Berlinern. Ohne sein Wissen wurde daher das ursprüngliche Filmende entfernt. (gym)