- D 1928
- DCP
- Stummfilm (deutsche ZT)
-
R: Louise Kolm-Fleck, Jakob Fleck, P: Liddy Hegewald, B: Jane Bess, K: Georg Muschner, D: Evelyn Holt, Iván Petrovich, Hans Albers, Leopold Kramer, Agnes Petersen, 82‘
Am Flügel: Camille Phelep
Ihre Erfolge beim Publikum verdanken Jakob und Louise Fleck nicht zuletzt knalligen Filmtiteln, die um Aufmerksamkeit heischen und erotische Erwartungen schüren. Das gilt auch für Frauenarzt Dr. Schäfer. „Man darf ohne zu übertreiben sagen, daß dieser Film des Ehepaares Fleck der größte Schund ist, den es je zu sehen gab. (...) Weder die Regie der Flecks, die wirr und uneinheitlich ist, noch das Manuskript von Jane Bess verdienen irgendeine kritische Besprechung“, resümiert die Berliner Volks-Zeitung nach der Premiere.
So vernichtend dieses Urteil ist, so macht es doch neugierig auf einen vehement abgelehnten Film, der im Titel ganz diskret-indiskret sexuelle Offenbarungen verspricht. Einmal mehr geht es um das Abtreibungsverbot in Paragraph 218, allerdings nicht – wie in den proletarischen Filmen – vor dem Hintergrund von wirtschaftlicher Not, juristischem Streit und politischem Reformbedarf. In Frauenarzt Dr. Schäfer spielt sich das Drama in der gutbürgerlichen Gesellschaft ab: Die Tochter eines Medizinprofessors, der selbst strikter Abtreibungsgegner ist, wird durch eine Vergewaltigung schwanger; nur ein junger Gynäkologe steht ihr bei. Die Lösung, die der Film präsentiert, ist hanebüchen. „Das Premierenpublikum nahm ihn auch nicht ernst, sondern lachte oft aus sehr berechtigter Proteststimmung heraus.“ (Vorwärts, 25.4.1928) (ps)