Direkt zum Seiteninhalt springen
Einführung: Mathias Barkhausen

Für den Bau moderner Altenheime plädierte Ella Bergmann-Michel in ihrem 1931 gedrehten Dokumentarfilm Wo wohnen alte Leute? über das Frankfurter Budge-Heim. Die programmatische Frage des Titels blieb über 50 Jahre später auch für die Dokumentaristinnen Gitta Nickel und Petra Tschörtner drängend. Beide erkundeten in den 1980er Jahren das Leben in den vermeintlich vorbildlichen ‚Feierabendheimen‘ der DDR.

Gundula arbeitet als Krankenschwester in einem Pflegeheim. Daneben bleibt für die alleinerziehende Mutter kaum Zeit, als Sängerin mit ihrer Band aufzutreten. In Gitta Nickels Film Gundula, Jahrgang ’58 erzählt sie von ihrem Alltag und von der Verantwortung, die sie als alleinerziehende Mutter für ihr Kind und als Krankenschwester für die Patient*innen und Bewohner*innen trägt. Im Spannungsfeld zwischen Wünschen und gesellschaftlicher Pflicht zeichnet Nickel das Porträt einer Frau mit Vorbildcharakter. Kritik an der Altenpflege in der DDR äußert sie nur leise.

Sieben Jahre später blickt Petra Tschörtner desillusioniert und betroffener auf die Lebensrealität älterer Menschen in der DDR, beginnend mit dem Tod ihrer eigenen Großmutter in einem Feierabendheim. Der Vorbildcharakter dieser Einrichtungen ist in Unsere alten Tage nur noch Fassade, hinter den Türen des Altenheims sind die Bewohner*innen an den Rand der Gesellschaft gedrängt. (mbh)

Mathias Barkhausen ist Filmwissenschaftler, Mitarbeiter des Erich Pommer Instituts und Mitglied von CineGraph Babelsberg.

Gundula, Jahrgang '58


DDR 1982
35mm
OF

R: Gitta Nickel, B: Wolfgang Schwarze, K: Niko Pawloff, 59‘

Unsere alten Tage


DDR 1989
35mm
OF

R: Petra Tschörtner, B: Petra Tschörtner, Jochen Wisotzki, K: Michael Lösche, 48‘