Heiratskandidaten
BRD 1975, R: Klaus Emmerich, B: Gabriele Wohmann, Klaus Emmerich, Klaus Voswinckel, K: Frank Brühne, M: Friedrich Scholz, D: Kyra Mladeck, Klaus Herm, Marianne Hoppe, Wilhelm Borchert, Mathias Müller, Maria Körber, 90’ · DigiBeta
Anders als heute beschäftigte das bundesdeutsche Fernsehen in den sechziger und siebziger Jahren gern renommierte Schriftsteller als Drehbuchautoren. So war denn dieser teils in Spanien gedrehte Film auch nicht die erste Arbeit von Gabriele Wohmann. Abermals stellte die Autorin eine Frau und deren Emanzipationsversuch in den Mittelpunkt. In Heiratskandidaten hat die aus gutbürgerlichen Kreisen stammende Protagonistin mittleren Alters einen Ausbruch (oder Fehltritt?) bereits hinter sich: Als ledige Mutter eines heftig pubertierenden Sohnes lebt sie mit diesem und ihren Eltern in einem West-Berliner Villenviertel. Angesichts ihres Umfeldes und ihrer eigenen psychischen Deformationen, aber auch der Unfähigkeit, sich von all dem zu befreien, führt ihr Vorhaben einer späten Familiengründung zu einem unhappy happy end. Der junge Regisseur Klaus Emmerich und sein Assistent Klaus Voswinckel hatten Gabriele Wohmanns Drehbuch in einer Weise verändert, die der Autorin wenig behagte. Manch Kritiker wunderte sich warum: „In Emmerichs Inszenierung (…) geriet das Spiel zu einem glänzenden Psychogramm der Vergeblichkeit, in dem der Humor nicht zu kurz kam. Die Sache hatte bei aller Betroffenheit Witz – wann sieht man schon mal so etwas im Fernsehen.“ (T.T., Frankfurter Rundschau, 23.1.1975). (gym)
MI 15.04. um 20 Uhr + SO 19.04. um 18.30 Uhr · Einführung: Jan Gympel