Herbst der Gammler
Herbst der Gammler
BRD 1967, R/B: Peter Fleischmann, K: Klaus Müller-Laue, 67' · 16 mm
SA 21.05. um 18.30 Uhr
Vorfilm:
Na und? BRD 1967, R: Marquard Bohm, Helmut Herbst, B: Marquard Bohm, D: Hark Bohm, Marquard Bohm, 34' · 35 mm
Das Reizthema „Gammler" beschäftigt Politik und Gesellschaft: Die CSU sagt den im Münchner Englischen Garten campierenden, im Schwabinger Caféviertel das Straßenbild prägenden „Nichtstuern" den offenen Kampf an. Die Polizei reagiert mit vermehrten Kontrollen und schöpft das Strafpotenzial des Obrigkeitsstaats unter der Losung „Maßnahmen gegenüber Gammlern" in vollem Maße aus. In dieser aufgereizten Atmosphäre entsteht Peter Fleischmanns erstes langes Filmprojekt: Herbst der Gammler, ein behutsamer, am Cinéma Vérité orientierter Fernseh-Dokumentarfilm, der die verhärteten Fronten auf offener Straße miteinander konfrontiert. Münchner Kleinbürger und Arbeiter entpuppen sich dabei als Träger einer aus dem „Dritten Reich" überwinterten Ausmerzungsideologie und -rhetorik, deren Vehemenz und Eindeutigkeit mit der holprigen Artikulationsweise und den oft diffusen Sehnsüchten der Langhaarigen in hartem Kontrast steht. Bemerkenswert ist Herbst der Gammler jedoch nicht nur als Zeitdokument, sondern auch als Studie jugendlich unbeholfener Ausdrucksweisen in Sprache und Mimik. Im Vorprogramm: Der etwa zeitgleich entstandene Kurzfilm Na und?, in dem Marquard Bohm und Helmut Herbst Arbeit am authentischen Ausdruck ihrer Generation leisten. (thg)