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Einführung: Pavlos Dimitriadis

1943 hatte Vicki Baum längst die amerikanische Staatsbürgerschaft angenommen, als sie einen weiteren Roman über Menschen in einem Berliner Hotel veröffentlichte. Statt Luxusfantasien und Kolportagegeschichten ist dieses Hotel Berlin jedoch von der Realität des Krieges und des Nationalsozialismus bestimmt. In der Verfilmung von 1945 wird das Hotel außen bereits von Bomben der Alliierten erschüttert, aber innen noch gnadenlos von der Gestapo durchkämmt. Sie suchen nach einem aus dem Konzentrationslager Dachau entflohenen Juden, der sich unter den Hotelangestellten versteckt. Parallel dazu versucht ein aufgeflogener Mitverschwörer des Stauffenberg-Attentats sich mit einer jungen Ufa-Diva abzusetzen. Wie auf einem sinkenden Schiff denken selbst die Mitläufer und Überzeugungstäter vor allem an ihre Fluchtmöglichkeiten. Ein atemloser Film, voll durchkreuzter Intrigen, brüchiger Allianzen und doppelter Spiele. Einzig ein von Peter Lorre gespielter Professor und Nobelpreisträger verfolgt keine eigenen Interessen. Selbst aus Dachau entkommen, erwartet er nur noch den unabwendbaren Untergang des „Dritten Reichs“. (mxg)

Pavlos Dimitriadis ist Literaturwissenschaftler an der Freien Universität Berlin. Gemeinsam mit Beatrice Feder hat er den Workshop Das Hotel in Literatur und Film, 1900·2000 organisiert.

Hotel Berlin