Obwohl man das vom Titel evozierte Grün in den schwarz-weißen Bildern von John Fords oscarprämiertem Familienporträt nicht aufleuchten sieht, spürt man es in jeder der atemberaubenden, expressionistisch geschulten Einstellungen. Die Adaption von Richard Llewellyns Bestseller berichtet durch die Augen des jüngsten Sohnes Huw von den Morgans, einer Bergarbeiterfamilie in Südwales Ende des 19. Jahrhunderts. Zwischen Tradition und notwendigem Arbeitskampf zeigt sich die ökonomische und emotionale Belastung, die der Bergbau auf Familien ausübt. Ford gibt jedem Bild den Anstrich einer sentimentalen Erinnerung. Aber hinter durchs Fenster hüpfenden Vögeln und kindlicher Naivität tut sich ein Abgrund auf. Vor allem die Geographie des Ortes mit dem oberhalb einer Häuserreihe thronenden Fördergerüst und die wiederholten Einstellungen von wie erstarrt im Gelände stehenden Bergarbeitern erscheinen wie kollektive Albtraumbilder der Industrialisierung. „Ford stellt die Kamera so auf, dass Dialoge fast überflüssig werden,“ sagte Produzent Darryl F. Zanuck über den Film. Tatsächlich zeigt der große Kameramann Arthur C. Miller die in der frühindustriellen Landschaft harrenden Körper wie lebende Monumente menschlicher Arbeit. Die Erinnerungen Huws werden zu einem Gemälde, in dem sich Wahrheit und Verklärungsimpulse einer Gesellschaft treffen. Das geht bis zum ambivalenten Happy End, dem man entweder mit ganzem Herzen folgen kann oder in dem man die romantisierende Fantasie eines Zurückschauenden erkennt. (ph)
Gerard-Jan Claes arbeitet als Filmemacher, Autor und Dozent. Er ist Begründer und Chefredakteur der cinephilen Platform Sabzian und des unabhängigen Filmverleihs Avila.
Weitere Notizen von David Perrin zum Film auf Jugend ohne Film
How Green Was My Valley
- USA 1941
- 35mm
- OF
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R: John Ford, B: Philip Dunne, K: Arthur C. Miller, D: Walter Pidgeon, Maureen O’Hara, Roddy McDowall, Barry Fitzgerald, Donald Crisp, 118’