Sagen Sie's den Steinen
Samstag, 28. Oktober 2017, 20.30 - 00.00 Uhr
Il ritorno del figlio prodigo – Umiliati
Il ritorno del figlio prodigo – Umiliati
O Nosso Homem / Our Man
P 2010, R/B/K: Pedro Costa, D: Alfredo Mendes, José Alberto Silva, Lucinda Tavares, Ventura, António Semedo, 25’ · DCP, OmeU
Il ritorno del figlio prodigo – Umiliati / Die Rückkehr des verlorenen Sohnes – Gedemütigt
I/F/D 2003, R/B: Danièle Huillet, Jean-Marie Straub, nach dem Roman Le donne di Messina (1948-1964) von Elio Vittorini, K: Renato Berta, T: Jean-Pierre Duret, D: Martina Gionfriddo, Andrea Balducci, Vittorio Vigneri, Rosalba Curatola, Aldo Fruttuosi, Romano Guelfi, Paolo Spaziani, Dolando Bernardini, 64’ · 35mm, OmU
SA 28.10. um 20.30 Uhr
O Nosso Homem – ein weiterer Film aus dem Material, das Pedro Costa bereits in Tarrafal und The Rabbit Hunters verwendet, beide Kurzfilme aus dem Jahr 2007.
„Der Ort ist zunächst eines dieser ‚Zimmer des Filmemachers‘ (Jacques Rancière), in denen Stimmen aus der Dunkelheit kommen und endlos Gedanken wiederholen. Es sind Mittellose, die von ihrem Leben, ihrem Überleben sprechen, um es zu bändigen: hier eine Frau und ihr schon etwa dreißigjähriger Junior mit Dreadlocks. Die Situationen, das Mitgeteilte könnten nicht alltäglicher, nicht konkreter sein. Das erste Wort ist ‚Mama’, die Familienbeziehungen omnipräsent, es geht um eine mögliche Rückkehr auf die Kapverden, wo dort wohnen, wie ein Haus bauen, was essen. Und dann geht es um einen Zauber und um den Tod, wie in allen Filmen von Pedro Costa. Im selben Tonfall erzählt die Mutter eine Geschichte aus der Gegend von einem Vampir, der seinen Opfern unbemerkt ein Blatt Papier unterschiebt und sie tötet, wenn er wiederkommt, es einzufordern.“ (Bernard Eisenschitz) (mn)
Il ritorno del figlio prodigo / Umiliati „Dem Diptychon von Jean-Marie Straub und Danièle Huillet, liegt der Roman von Elio Vittorini zugrunde, die Geschichte einer Dorfgemeinschaft, die nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs von Menschen aus verschiedenen Regionen Italiens gegründet wurde und mittlerweile wieder aufgelöst ist. [...] Während Il ritorno del figlio prodigo noch einmal die Gemeinschaft in ihrer Selbstdarstellung in Szene setzt, greift Umiliati die Kapitel heraus, in denen sie brutal mit der Außenwelt konfrontiert ist – mit den Gesetzen von Ökonomie und Politik: Der Krieg ist zu Ende, Republik und Wirtschaftswunder sind in vollem Gange. Die Kontinuität scheint fraglos. Doch dem ist nicht so. Geradlinige Logik, die mit der Utopie sympathisiert, bevor sie diese der historischen Dialektik opfert, ist Straubs und Huillets Sache nicht. Was sie an Vittorinis Buch gereizt hat, ist die Spannung, die sie darin erkannt haben, die gleiche, die ihr eigenes Filmschaffen und ihren Marxismus durchzieht, eine Spannung, für die zwei Namen stehen könnten: Bertolt Brecht, der Künstler, der rigoros mit der marxistischen Dialektik Theater machen wollte, und Friedrich Hölderlin, der Dichter, der als einer der ersten die Revolution der sinnlichen Welt erkannte.“ (Jacques Rancière) (aw)