Direkt zum Seiteninhalt springen

Am Flügel: Eunice Martins

Die Hauptfiguren sollen polnische Flüchtlinge sein, doch nicht nur die Namen (Inga, Paul, Rudolph) deuten darauf hin, dass es sich wohl eher um deutsche Flüchtlinge aus jenen Gebieten des Deutschen Reiches handelt, die nach dem Ersten Weltkrieg zum wiedererstandenen polnischen Staat kamen. Im Berlin der Nachkriegsjahre 1918 bis 1923 (also auch zur Zeit der Hyperinflation) fristet die Professorenfamilie ein kärgliches, von Hunger und Wohnungsnot geprägtes Dasein. Vielen Enttäuschungen zum Trotz geben diese Menschen die Hoffnung auf ein besseres Leben und Glück aber nicht auf.

Ausdrücklich in Berlin angesiedelt und dem Vernehmen nach an den Originalschauplätzen gedreht, ist in diesem Spätwerk des bedeutenden US-amerikanischen Filmpioniers David Wark Griffith kaum etwas von der Stadt zu sehen. Vielmehr wirkt der Schauplatz kleinstädtisch. Wenn gezeigt wird, wie die Hauptfiguren nicht nur aus Hunger, sondern anscheinend auch aus kulinarischen Gründen ganz versessen sind auf Kartoffeln, schwankt die streckenweise etwas konstruiert und naiv wirkende Handlung zwischen ethnischem Stereotyp und unfreiwilligem Humor. Sehenswert ist der seinerzeit gelobte, heute weitgehend vergessene Film nichtsdestoweniger allein schon wegen des ausgiebig demonstrierten Mitgefühls für den einstigen Kriegsgegner. (gym)