Italienisches Capriccio
Italienisches Capriccio
DDR 1961, R: Glauco Pellegrini, Johannes Knittel (Synchronisation), B: Ugo Pirro, Liana Ferri, Glauco Pellegrini, K: Helmut Bergmann, M: Günter Kochan, D: Christine Balli-Laydu, Claude Laydu, Christel Bodenstein, Rolf Ludwig, Harry Hindemith, 106‘ · 35 mm
FR 08.01. um 18.30 Uhr · Einführung: Wolfgang Thiel
Zwischen 1957 und 1960 begann die DEFA mit Filmfirmen des kapitalistischen Auslands zu kooperieren. Ein frühes Beispiel ist die Produktion Die Abenteuer des Till Eulenspiegel (1957) mit Gérard Philipe als Hauptdarsteller und Regisseur. Dass es auch in der Folgezeit hauptsächlich Kooperationen mit französischen Filmgesellschaften waren, hing mit der wohlwollenden Haltung und Mitarbeit linker französischer Filmemacher zusammen und war Teil des Kampfes um die diplomatische Anerkennung der DDR.
Für den Film Italienisches Capriccio, der am 9. Juni 1961 in die Kinos kam, hatten drei Italiener das Drehbuch geschrieben und einer von ihnen, der Spielleiter, Drehbuchautor und Pädagoge Glauco Pellegrini, führte auch die Regie. Neben bekannten DEFA-Schauspielern wie Christel Bodenstein und Harry Hindemith wurden italienische Kolleginnen und Kollegen engagiert. Während als musikalischer Mitarbeiter zumeist ein ausländischer Komponist bei den koproduzierten Filmen tätig war, wurde in diesem Falle, da es sich trotz der italienisch-deutschen Besetzungsliste um einen reinen DEFA-Film handelte, der damals 30-jährige Günter Kochan verpflichtet. Kochan gehörte als Meisterschüler von Hanns Eisler von den 1950er bis 1970er Jahren zu den bekanntesten DDR-Komponisten – seinerzeit viel gespielt, hoch dekoriert und nach der politischen Wende fast über Nacht vergessen. Für den biografischen Film Italienisches Capriccio über Italiens großen Komödienschreiber Carlo Goldoni schrieb Kochan eine tänzerische, heiter gelöste Orchestersuite, die – ein stilistisches Unikat in der gesamten DEFA-Musiklandschaft – als Bezugnahme auf das 18. Jahrhundert einen neoklassizistischen Duktus aufweist – mit Anklängen an Prokofjews Symphonie classique und mit melodischen Wendungen, wie sie in den filmisch inspirierten Septetten seines verehrten Lehrers als kapriziöse Formulierungen anzutreffen sind. (wth)