Já, spravedlnost
Já, spravedlnost
Als Hitler den Krieg überlebte
CSSR 1968, R: Zbynek Brynych, B: Miloš Macourek, Zbynek Brynych nach dem gleichnamigen Roman von Miroslav Hanuš, K: Josef Vaniš, M: Jirí Sternwald, D: Karel Höger, Angelica Domröse, Jirí Vrštala, Fritz Diez, Jindrich Narenta, Karel Charvát, Otto Ševcík, Jindrich Blažícek, 88‘ · 35mm, DF
SA 08.07. um 21 Uhr + DI 18.07. um 20 Uhr
Während der Nürnberger Prozesse wird der Arzt Josef Herman aus seinem Prager Krankenhaus entführt – und findet sich in einem gefängnisartigen Privatsanatorium wieder, wo SS-Offiziere einen Kriegsverbrecherprozess in Endlosschleife führen: Adolf Hitler lebt noch, seine enttäuschten Gefolgsleute bestrafen ihn mit der wiederholten Inszenierung seiner Hinrichtung. Nur um ihn im letzten Moment zu retten, damit das Spiel wieder von vorne beginnt: ewige, jämmerliche Todesangst als angemessenes Urteil für den inzwischen schwerkranken Führer. Herman, der Hitlers Leibarzt verblüffend ähnelt, soll ihn am Leben halten. In absurder, undurchschaubarer Lage sieht er sich zu einer Gewissensentscheidung genötigt.
Nach Transport aus dem Paradies und Der fünfte Reiter ist die Angst beschließt Brynych seine Trilogie zu Menschlichkeit im Angesicht des systemischen Wahnsinns mit einer der unglaublichsten Allegorien der Filmgeschichte (in Deutschland verfilmt er dann konsequenterweise gleich Kafka). Ein auch stilistisch entfesseltes, vor Paradoxien strotzendes Vexierspiel über faschistische Tendenzen als Teil der menschlichen Natur, unnachgiebig und schillernd wie sein (Original-)Titel: Ich, die Gerechtigkeit. (chh)