Jonas
Jonas
BRD 1957, R/B: Ottomar Domnick, K: Andor von Barsy, D: Robert Graf, Elisabeth Bohaty, Dieter Eppler, Willy Reichmann, 87‘ · 35mm
SA 03.06. um 21 Uhr + DI 06.06. um 20 Uhr
Kafka im Wirtschaftswunder-Stuttgart, mit dem Nervenschauspieler und Kriegsversehrten Robert Graf als fleischgewordenes Zeit-Symptom: ein Durchschnittsbürger, der in eine existentielle Krise, einschließlich Kriegsschuld und Verfolgungswahn, gerät. Dabei passiert Jonas eigentlich nichts Schlimmes. Er verliert nur seinen gerade erst teuer erstandenen Hut. Jonas war achtlos. Er war schon einmal, anscheinend im Krieg oder vielleicht danach, anscheinend beim Ausbruch aus einem Lager, unachtsam gewesen, was einen anderen Menschen etwas kostete – bloß den Arm oder doch das Leben?
Mit dem Alten Testament verbindet Jonas vor allem das Motiv des Los’ – des Gefühls, dass der Zufall realiter ein Zeichen war und man seiner Reise nach Niniwe – der Bestimmung – nicht entgehen kann. Ansonsten wird einem gottlosen Entfremdungs-Blues gefrönt: Die Erzählerstimme scheppert wie aus dem Lautsprecher, ein Kopfumfangvermesser wird gezeigt wie ein mittelalterliches Folterinstrument, während Stahlbetonneubauten Unheimeligkeit verbreiten. (om)
Mit freundlicher Genehmigung von SWR Media Services