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Der Kafka-Film des Kafka-Jahres 2024. Statt den äußerlich wenig spektakulären Lebenslauf des jüdischen Prager Versicherungsangestellten und Schriftstellers von der Wiege bis zur Bahre nachzuerzählen, kreist jede der sechs Episoden um Menschen und Orte, die für Kafka große Bedeutung hatten: seinen Freund Max Brod, den übermächtigen Vater, das Versicherungsbüro, seine Freundinnen Felice Bauer, Milena Jesenská und Dora Diamant. Die Dunkelheit und Rätselhaftigkeit von Kafkas Schreiben bleiben dabei bestehen. Gleichwohl gelingt es Daniel Kehlmanns multiperspektivischem Drehbuch, das schriftstellerische Werk, seine Entstehungskontexte und Kafkas Lebensgeschichte auf so überzeugende wie diskrete und historisch genaue Weise in einen Dialog miteinander zu bringen. Bis in kleinste Nebenrollen fabelhaft besetzt, verzichtet Kafka auf Klischees und zeichnet sich durch Witz und filmgeschichtliches Bewusstsein aus, wie surrealistische Einlassungen und expressionistische Schattenspiele zeigen. „Das Ergebnis ist ein Stück Fernsehen, das angesichts des hohen Prestiges des Stoffes immer wieder fast unbekümmert oder frech wirkt, das im Detail aber sehr präzise eine Struktur für das übermächtige ‚Kafkaeske‘ findet.“ (Bert Rebhandl, Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 22.3.2024). (ps) 

Kafka