Kandahar Journals
Kandahar Journals
AFG/CDN/USA 2014, R: Louie Palu, Devin Gallagher, K: Louie Palu, S: Lawrence Jackman, T: Louie Palu, M: Manuel Hidalgo, P: Louie Palu, Documentary Channel, 76’ · Blu-ray, OmU
FR 14.10. um 21 Uhr + SO 23.10. um 18 Uhr · Zu Gast am 14.10.: Louie Palu im Gespräch mit Daniel Pilar (FAZ) und Kai Wiedenhöfer. Moderation: Jörg Taszman
Von 2006 bis 2010 dokumentierte Louie Palu als Fotograf den Krieg in Afghanistan. Auszüge aus den Tagebüchern, die er damals führte, bilden die erzählerische Grundlage zu den Kandahar Journals. Der Essayfilm handelt vom Scheitern daran, die Erfahrung des Krieges zu vermitteln. Dies wird schmerzhaft klar, wenn Palu zu Beginn des Films einen Selbstmordanschlag fotografisch zu fassen sucht. Es scheint unmöglich, dem Gegenstand einen Rahmen zu geben, unmöglich sogar, den Gegenstand selbst auszumachen. Das angesichts verstreuter Körperteile überdeutliche Problem ist für den Film zentral: Es fehlt ein Fokus, ein roter Faden, ein Zentrum. Folgerichtig ist auch die Erzählung diskontinuierlich in ihrem stetigen Wechsel zwischen dem Kriegsgeschehen und dem Alltag zu Hause in Toronto. Eine Brücke zwischen beiden Orten gibt es nicht. Den Filmemachern gelingt es, eine ganz eigene Sprache für diese Disparität zu finden. Es ist eine fragmentarische Sprache, deren Elemente – Gesichter, Staub, Warten, Atmen, Rennen, Explosionen, Vogelgesang – durch keine Grammatik zusammengehalten werden. Auch die stets präsente Natur und die sensible Musik Manuel Hidalgos fügen die Fragmente nicht zusammen, sondern heben ihre Disparität nur deutlicher hervor. Susan Sontag schreibt: „Wir können uns nicht vorstellen, wie furchtbar, wie erschreckend der Krieg ist; und wie normal er wird. Können es nicht verstehen und können es uns nicht vorstellen. Jeder Soldat, jeder Journalist, jeder Mitarbeiter einer Hilfsorganisation, jeder unabhängige Beobachter, der eine Zeitlang unter Beschuss verbracht hat und das Glück hatte, dem Tod zu entkommen, der andere in seiner Nähe ereilte, denkt so und lässt sich nicht davon abbringen. Und sie haben Recht.“ In Palus eigenen Worten: „Der Krieg ist eine persönliche Erfahrung.“ (abe)
Mit freundlicher Unterstützung der Botschaft von Kanada