Karpfs Karriere
Karpfs Karriere
BRD 1971, R: Bernhard Wicki, B: Günter Kunert, K: Sven Nykvist, M: George Gruntz, D: Agnes Fink, Martin Benrath, Jochen Sostmann, Margit Weinert, Alexander May, 66’ · DigiBeta
SO 07.08. um 20 Uhr + MI 10.08. um 20 Uhr · Einführung: Jan Gympel
Einen Kleinstadtpolizisten ödet sein ereignisarmer Alltag an. Noch frustrierter ist seine Frau, die aus „besseren“ Kreisen stammt und ihm ausgiebig Vorwürfe macht wegen der Sackgasse, in die ihr Leben geraten sei: Mit dem Fortkommen – beruflich wie aus dem Provinzkaff – könne es ja nichts werden, wenn keine Kapitalverbrechen geschähen. Gemeinsam, sie als treibende Kraft, er als pflichtbewusster Befehlsempfänger, ersinnt das ältliche Paar Abhilfe.
Mit Die Brücke und Das Wunder des Malachias war Bernhard Wicki um 1960 vom Leinwandstar der Adenauer-Ära zu einem Hoffnungsträger des siechen bundesdeutschen Films avanciert. Seine englischsprachigen Arbeiten Der Besuch und Morituri fanden jedoch weniger Anklang. Wickis erster Fernsehfilm Karpfs Karriere wirkt wie eine kleine, gleichwohl geschickte Fingerübung zwischendurch: Eine böse, schwarzhumorige Satire, geschrieben von dem vielseitigen, damals noch in der DDR lebenden Autor Günter Kunert, der bereits mehrfach für den WDR gearbeitet hatte, und ganz zugeschnitten auf das von Martin Benrath und Wickis Frau Agnes Fink gespielte Paar. Sven Nykvist, berühmt geworden als Stammkameramann Ingmar Bergmans, fotografierte Interieurs, deren Trostlosigkeit fast schon grotesk übersteigert ist.
Zunächst lief der Film nur in verschiedenen dritten Fernsehprogrammen, bis er 1972 doch noch ins erste Programm kam. Die Berliner Morgenpost vom 15. März 1972 befand: „Mit diesem ‚Macbeth in der Kleinstadt’ gelang Bernhard Wicki eins der überzeugendsten Kammerspiele, die seit langem über den Bildschirm gingen.“ (gym)