Kelamayi / Karamay
Kelamayi
Karamay
CN 2010, R: Xu Xin, 356’ · DCP, OmeU
SO 29.11. um 16 Uhr
Vor fünf Jahren hat der mutige Filmemacher Xu Xin ein viel zu wenig beachtetes Dokumentarfilm-Monument vorgelegt, das den über dreihundert Schulkindern gewidmet ist, die 1994 bei einem Brand in der nordwestchinesischen Stadt Karamay ums Leben kamen – unter ungeklärten, bis heute von den zuständigen Behörden unter Verschluss gehaltenen Umständen. Die ebenfalls anwesenden kommunistischen Funktionäre konnten sich mehrheitlich retten, als das verheerende Feuer im örtlichen Theater ausbrach. Nötige Sicherheitsvorkehrungen hatten versagt oder waren erst gar nicht getroffen worden.
Xus weit ausholender Erinnerungsfilm besteht zum größten Teil aus geduldigen Interviews, in denen Eltern und Lehrer der Opfer zu Wort kommen. Sie sprechen darüber, wie Untersuchungen ausblieben und wie systematisch vertuscht wurde, dass die Katastrophe vermeidbar war. Aus ihrem Zeugnis sowie aus verschlissenen VHS-Aufnahmen vom Tag des Feuers setzt Xu die Konturen eines nationalen Skandals zusammen. Bei allem politischen Furor erschöpft sich Karamay jedoch nicht in der Aufdeckung des Skandals; sein eigentlicher Gegenstand ist der Schmerz, der mit dem zeitlichen Abstand nicht verblasst, sondern anwächst. (np)