Die coolsten Bilder des Wirtschaftswunders
Dienstag, 13. November 2018, 20.00 - 00.00 Uhr
Kennwort: Reiher
Kennwort: Reiher
Kennwort: Reiher
BRD 1964, R: Rudolf Jugert, B: Herbert Reinecker, K: Wolf Wirth, Hans Jura, M: Rolf Wilhelm, D: Peter van Eyck, Marie Versini, Walter Rilla, Fritz Wepper, 97’ · 35mm
DI 13.11. um 20 Uhr · Einführung: Claudia Lenssen
Ein deutscher Film, der keine zwanzig Jahre nach 1945 eine Geschichte aus dem Zweiten Weltkrieg aus Alliiertensicht erzählt, wobei deutsch gesprochen wird, wenn die Figuren eigentlich englisch sprechen würden: Ein junger US-Pilot (Fritz Wepper, Jahrgang 1941) wird im Dezember 1943 über Belgien abgeschossen. Ein älterer britischer Offizier (Peter van Eyck, der Nazi-Deutschland verließ und als US-Offizier zurückkehrte) flieht aus einem deutschen Kriegsgefangenenlager. Der gut organisierte Widerstand versucht beide gemeinsam durch das ebenfalls besetzte Frankreich ins neutrale Spanien zu schleusen. Noch ein dritter alliierter Soldat stößt später zu ihnen. Doch verdächtig macht sich vor allem der intellektuelle Brite, nicht zuletzt mit seinen Kenntnissen der deutschen Kultur.
Der Film nach Charles Morgans Roman The River Line bleibt unterkühlt, interessiert sich nicht für Action und auch nur relativ wenig für die Spannung, die dem Geschehen innewohnt; wichtiger scheint, was der Krieg mit den Menschen gemacht hat und noch immer macht. Auch auf die Dramatik am Ende folgt ein lapidarer Filmschluss. Entsprechend sachlich-verhalten fotografiert sind die Bilder der winterlichen Landschaften und der Verstecke: Helmuth de Haas lobte in der Welt vom 16.7.1964 die „höchst raffinierte Kamera, die insbesondere den Graustich des frühen Wintermorgens kultiviert, Schneeluft und Schleuse, die feindliche Härte der Wälder, die Trostlosigkeit einer Ziegelfabrik im Krieg, die anonymen deutschen Soldaten. Wolf Wirth und Hans Jura haben auf Mätzchen und Eskapaden verzichtet. Sie blieben storygetreu. Ihre Bilder suggerieren Gefahr, durch die Kälte der belgischen Landschaft, die Enge französischer Räume, Söller und Keller.“
Bei Rudolf Jugerts letzter Kinoregie zeichnete Wolf Wirth zusammen mit Hans Jura, der schon im Jahr zuvor für seine Arbeit an Will Trempers Die endlose Nacht den Deutschen Filmpreis erhalten hatte, für die Fotografie verantwortlich. Für Kennwort: Reiher wurden 1964 beide ausgezeichnet, und die Produktion auch als bester abendfüllender Spielfilm – trotz der Konkurrenz durch Wolfgang Staudtes Herrenpartie. (gym)