Kirmes
Kirmes
BRD 1960, R/B: Wolfgang Staudte, K: Igor Georg Krause, M: Werner Pohl, D: Götz George, Juliette Mayniel, Hans Mahnke, Wolfgang Reichmann, Manja Behrens, Fritz Schmiedel, Erika Schramm, Elisabeth Goebel, Benno Hoffmann, Irmgard Kleber, 102' · 35mm
SO 10.06. um 20 Uhr
Beim Aufbau des Karussells für die jährliche Kirmes wird in einem kleinen Eiffel-Kaff ein Skelett mit Stahlhelm und Maschinengewehr gefunden. Unter den Honoratioren bricht Panik aus, denn man weiß um die Geschichte dahinter: Wehrmachtssoldat Robert Mertens (Götz George) war 1944 desertiert und kam ins Heimatdorf zurück, um sich zu verstecken. Doch weder der Pfarrer noch Freunde und Familie wagen, ihm zu helfen. „Kirmes ist die Geschichte von Angst“, so Regisseur Wolfgang Staudte über sein packendes Bild kollektiven Versagens in der NS-Zeit – und kollektiven Verdrängens in der Bundesrepublik (darin auch ein Partnerstück zu Käutners Schwarzer Kies). Neben Käutner war Staudte der überragende Filmkünstler im deutschen Kino der Vierziger bis Sechziger, wurde aber ebenso nach schwierigen Jahren von einer jungen Generation als „Papas Kino“ beiseite gewischt und erst verspätet in seiner Bedeutung (wieder)erkannt. Gemeinsam versuchte man mit der Freie Film Produktion GmbH unabhängig vom kommerziellen Druck zu arbeiten, doch weder Käutners Der Rest ist Schweigen noch Kirmes waren erfolgreich genug, um den Betrieb aufrecht zu erhalten – auch wenn die Produktionen im Nachhinein als überragende Werke bestehen. (chh)