Kurzfilme von Jürgen Böttcher
Ofenbauer DDR 1962, R: Jürgen Böttcher, 15’ · 35 mm
Stars DDR 1963, R: Jürgen Böttcher, 18’ · 35 mm
Wäscherinnen DDR 1972, R: Jürgen Böttcher, 23’ · 35 mm
Rangierer DDR 1984, R: Jürgen Böttcher, 22’ · 35 mm
Das protestantische Arbeitsethos wurde vom Marxismus übernommen, Arbeit in dieser Heilslehre zu dem (v)erklärt, was den Menschen eigentlich erst zu einem solchen macht. Eine entsprechende Bedeutung kam im Dokumentarfilmschaffen der DDR Beobachtungen aus der „Arbeitswelt“ zu, allen voran aus Großbetrieben. Jürgen Böttchers Rang als einer der wichtigsten DEFA-Dokumentaristen wird auch daran deutlich, wie er Vertreter der der Ideologie zufolge „herrschenden Klasse“ im Laufe der Jahrzehnte porträtierte. Eine Entwicklung, in der man auch Ernüchterung zu erkennen vermag: Ofenbauer und Stars waren relativ ungeschminkte, vom Cinéma vérité inspirierte Darstellungen von Arbeitern im Eisenhüttenstädter Eisenhüttenkombinat Ost bzw. von Arbeiterinnen im Berliner Glühlampenwerk. Fleißig im Kollektiv schaffend, erschienen die Menschen auch als Miterbauer der neuen Gesellschaft. Hingegen kann in Wäscherinnen die durch Bilder und Statements geschilderte Tristesse von Gegenwart und Zukunftsaussichten der jungen Frauen kaum gemildert werden. Auf jeglichen Off-Kommentar verzichtet Böttcher in Rangierer, der die Arbeit auf dem großen Rangierbahnhof Dresden-Friedrichstadt zeigt, so konzentriert und weitgehend wortlos, wie sie verrichtet werden muss, in der DDR oder irgendeinem anderen Staat. (gym)
SA 21.02. um 19 Uhr