Mitte der Sechzigerjahre war für viele das Unerträgliche an den Filmen der Neuen Münchner nicht nur, dass sie zu sehr von John Ford und Howard Hawks beeinflusst waren – Filmemachern, die Adorno-geschulte filminteressierte Intellektuelle schon mal als „Postfaschisten“ denunzierten –, sondern dass die Grundhaltung, die Filme wie Kleine Front, Manöver oder Anathan, Anathan spürbar machten, eine des absoluten Nicht-dazu-gehören-Wollens war. Diese Attitüde glich nicht die eines simplen Nein-Sagens zu diesem oder jenem sozialpolitischen Ideal; es war eher eine nicht weiter verbalisierte Haltung der Nonchalance gegenüber den (sich allmählich verändernden) Begebenheiten. Vom Establishment kurzerhand als „Gammler“ abgetan, so dass man sich erst gar nicht mit ihnen beschäftigen musste, kommunizierten die immer recht gleichgültig dem Abgrund gegenüberstehenden Figuren, die große „Bartleby-Impresarios“ wie Werner Enke, Marquard Bohm oder Veith von Fürstenberg brillant lässig verkörperten, einen Affekt der absoluten Verweigerung, nicht zuletzt gegenüber jedweder Glorifizierung von Arbeit. Warum mit Leidenschaft der Mehrheitsgesellschaft zutragen, wenn man seine Energie doch so viel schöner in die „harte Arbeit“ des relativen Nichtstuns investieren kann? (ma)
Kleine Front
R: Klaus Lemke, D: Werner Enke. 22‘
Flipper
, R: Klaus Lemke, D: Kathrin Sachsenberg, Les Olvedi, 10‘
Manöver
R: May Spils, D: Werner Enke, May Spils, 11‘
Zinnsoldat
R: Martin Müller, D: Uschi Obermaier, Christian Friedel, 11‘
Anatahan, Anatahan
R: Martin Müller, D: Sonja Lindorf, Veith von Fürstenberg, 50‘