Was geschieht mit Bergwerken nach deren Stilllegung, wie überleben die arbeitslos gewordenen Bergleute? Drei Filme über geheimnisvolle, fast mystische Halden zwischen Orientierungslosigkeit und Utopie. In La cabale des oursins erkundet Luc Moullet dreiundzwanzig Kohlehalden in Nordfrankreich und Belgien. Es ist, in typischer Façon Moullets, eine schräge, architektonisch-ästhetische Untersuchung ehemaliger Minen, die das Potenzial dieser nur scheinbar verlorenen Orte für Aktivitäten wie Motocross oder Drachensteigen neu entdeckt. Der Film ist ernst und ironisch, und durch ihn lernt man diese Abfallhügel tatsächlich lieben. In Les attendants von Truong Minh Quý taucht man ein in die Cruising-Szene von Männern, die sich einander auf und in der schwarzgefärbten Erde von Halden körperlich nähern. Ähnlich der nun wachsenden Jungbäume legt sich Zärtlichkeit über diese Orte, an denen einst Gewalt und Unterdrückung wirkten. In Lav Diazs Walang alaala ang mag paru-paro zeigen sich die komplexen, widersprüchlichen Zusammenhänge, wenn es um die Schließungen von Bergwerken geht. Nachdem eine kanadische Goldmine auf einer philippinischen Insel dichtmacht, stürzen sich die ehemaligen Arbeiter in Alkohol und Frustration. Dabei ist das Ende des Bergbaus auf der Insel ein großer Triumph für den Umweltschutz. Der kritische Blick von Diaz hinterfragt in poetischen Episoden jene Nostalgie, die in ehemals prosperierenden Bergbausiedlungen anzutreffen ist. (ph)
Weitere Notizen von Ronny Günl zu La cabale des oursins, Patrick Holzapfel über Les Attendants und Jan-Hendrik Müller zu Walang alaala ang mga paru-paro auf Jugend ohne Film
La cabale des oursins
R/B: Luc Moullet, K: Richard Copans, D: Luc Moullet, Jean Narboni, Noël Simsolo, 17’
Les attendants
R/B: Truong Minh Quý, K: Son Doan, D: Gérard Thomas, Jean-François Geneste, Souleymane Sanogo, 15’
Walang alaala ang mag paru-paro
R/B/K/S: Lav Diaz, D: Willy Fernandez, Joel Ferrer, Lois Goff, Kristine Kintana, 61’