Le corbeau
Le corbeau
F 1943, R: Henri-Georges Clouzot, B: Louis Chavance, Henri-Georges Clouzot, K: Nicolas Hayer, D: Pierre Fresnay, Ginette Leclerc, Micheline Francey, Héléna Manson, Jeanne Fusier-Gir, 92‘ · 35mm, OmeU
MI 14.06. um 20 Uhr · Einführung: Christoph Hochhäusler
In einer französischen Kleinstadt wird die Atmosphäre durch anonyme Briefe vergiftet. Mit aggressiven Denunziationen zielen sie auf nahezu jeden Bürger, insbesondere aber auf Dr. Germain, dem Ehebruch und Abtreibungen vorgeworfen werden. Tatsächlich trifft sich der Arzt heimlich mit der Frau eines Kollegen, dann beginnt er ein Verhältnis mit einer verkrüppelten Frau, schließlich muss er falsche Angaben zu seiner Identität eingestehen.
Die Story beruht auf einem wahren Fall aus den 1920er Jahren. „Clouzot inszenierte ihn als sorgfältig angezogene Schuld-Spannung-Schraube. Schrittweise offenbaren sich Motive, verschärft sich die Atmosphäre allumfassenden Verdachts, bis zu einer Serie von Selbstmorden.“ (Christoph Huber).
Le corbeau war der umstrittenste Film der Continental. Er wurde sowohl von katholischer wie von kommunistischer Seite als demoralisierender und die französische Nation beschmutzender Schandfleck attackiert. Das Werk, in dem ein unversöhnliches Schlaglicht in moralische Abgründe geworfen wird, geriet selber wegen moralischer Ambiguität in die Schusslinie. Nach der Libération war es untersagt, Le corbeau öffentlich aufzuführen und über den Regisseur wurde lebenslanges Berufsverbot verhängt. Erst nach Fürsprache durch Jean-Paul Sartre, Jean Cocteau, René Clair, Marcel Carné und Jacques Becker wurde Le corbeau, dieses „Schlüsselwerk einer Epoche“ (Christoph Huber), und Clouzot, dessen Regisseur, 1947 rehabilitiert. (re)