Ludwig II.
Ludwig II.
BRD 1955, R: Helmut Käutner, B: Georg Hurdalek, Peter Berneis (Bearbeitung) nach Kadidja Wedekinds Roman Ludwig und sein Hexenmeister, K: Douglas Slocombe, M: Richard Wagner, bearbeitet von Heinrich Sutermeister, D: O.W. Fischer, Ruth Leuwerik, Marianne Koch, Paul Bildt, Friedrich Domin, Rolf Kutschera, Herbert Hübner, Robert Meyn, Rudolf Fernau, Willy Rösner, Klaus Kinski, 114‘ · 35mm
DO 17.05. um 20 Uhr + SA 19.05. um 21 Uhr
Glanz und Elend eines Königs als melodramatische Mythen-Meditation in rauschhaftem Technicolor (und an Originalschauplätzen). Das romantische und schließlich zunehmend delirierende Verglühen des bayerischen „Märchenkönigs“ war seit der Stummfilmära ein Sujet, an dem sich erst das deutsche und schließlich das Weltkino periodisch abarbeitete, aber Käutners Interpretation ist unübertroffen in ihrer tragischen Gravitas, Schönheit und Vielschichtigkeit. Seinem Ludwig II. hatten selbst Luchino Visconti und Hans-Jürgen Syberberg in ihren Filmen nichts mehr hinzuzufügen, sie gestalteten allenfalls Dinge aus, die bei Käutner implizit blieben – oder bleiben mussten: Auch um in Ludwigs Schlössern drehen zu können, hielt er sich an die Auflagen der Erben. So wird etwa die Frage nach Ludwigs Homosexualität nicht offen angesprochen, doch die Intensität seiner Beziehungen zu Männern (glühende Kurzauftritte: Klaus Kinski als kranker Bruder) wirkt ungleich leidenschaftlicher als die unglückliche platonische Liebe zur österreichischen Kaiserin Elisabeth. Als Deutschland-Bild Käutners ist Ludwig II. nicht weniger gespalten als in Himmel ohne Sterne. (chh)