Freitag, 06. Juni 2025, 20.00 Uhr
Majdanek – Cmentarzysko Europy & Oswenzim & Todeslager Sachsenhausen

Sowjetische Truppen befreiten am 23. Juli 1944 das Konzentrations- und Vernichtungslager Majdanek im polnischen Lublin. Sie fanden eine funktionstüchtige Gaskammer, Bestände an Zyklon B, Verbrennungsöfen sowie große Kleider-, Schuh- und Haarberge vor. Neben Filmaufnahmen dieser Spuren treten in Majdanek – Cmentarzysko Europy paraphrasierte Aussagen von Tätern und Opfern, ohne Synchronton. Im Westen wurden die Zeugnisse als Propaganda der Sowjets abgetan.
Am 17. Januar 1945 befreiten die Sowjets das berüchtigste aller Vernichtungslager: Auschwitz. Oswenzim bemüht sich, den Überlebenden ihre Würde zurückzugeben, stellt sie stets in Zivilkleidung und mit Namen und Beruf vor. Besonders schockierend: eine Gruppe von Zwillingskindern, zu Menschenversuchen missbraucht, die vor der Kamera ihre eintätowierte Nummer vorzeigen.
Todeslager Sachsenhausen ist ohne Gegenstück in den Westzonen, produziert von einem deutschen Team für die sowjetische Militäradministration und daher im strengen Sinne keine Sowjetproduktion. Während alliierte Filme über die Konzentrationslager niemals Deutsche unter den Opfergruppen erwähnen, führt Todeslager Sachsenhausen die Widerstandskämpfer gegen das NS-Regime an und arbeitet bereits am Gründungsmythos der künftigen DDR. Erstmals mit Synchronton berichtet ein kommunistischer Funktionshäftling, der sogenannte Henker von Sachsenhausen Paul Sakowski, vor Ort über die Arbeitsweise von Gaskammer und Genickschussanlage. Konrad Wolf, der beim Sachsenhausen-Prozess im Pankower Rathaus Dolmetscher war und auch Sakowski übersetzte, hat dieses Ereignis später in seinen Spielfilm Ich war neunzehn (DDR 1968) integriert. (tht)
Freya Glomb ist Filmwissenschaftlerin und Akademische Mitarbeiterin im DFG-Langfristvorhaben Bilder, die Folgen haben – Eine Archäologie ikonischen Filmmaterials aus der NS-Zeit.
Majdanek – Cmentarzysko Europy
R: Aleksander Ford, Olga Mińska-Ford [uncredited], Irina Setkina [russische Fassung], R-Ass: Olga Mińska, Ludmiła Nekrasova, Ludwik Perski, Kommentar: Jerzy Bossak, Sprecher: Władysław Krasnowiecki, K (polnische): Stanisław Wohl, Adolf [& Władysław] Forbert, Olgierd Samucewicz, K (russische): Roman Karmen, Wiktor Sztatland, Awenir Sofin, Jewgeni Jefimow [uncredited] und andere, Ton: Wiktor Kotow, S. Sienkiewicz, M: Sergjusz Potocki, 16'
Oswenzim
R/Schnitt: Jelisaweta Swilowa. K: Kenan Kutub-Sade, Nikolai Bykow, Anatoli Pawlow, Michail Oschurkow, Alexander Woronzow, 23‘
Todeslager Sachsenhausen
R: Richard Brandt, K: Otto Baecker, S: Ludwig Lober, M: Boris Blacher, Kommentar: Karl Schnog, 37'