Martha
Die Stationen der Lore Diener
BRD 1975, R: Ulrich Leinweber, 32’ · 16mm
Martha
DDR 1979, R: Jürgen Böttcher, 56’ · 35mm
SO 01.04. um 19 Uhr + DI 03.04. um 20 Uhr · Einführung: Jeanpaul Goergen
Lebenswege zweier „einfacher“ Berlinerinnen. Die 1908 geborene Lore Diener arbeitet als Fahrkartenverkäuferin bei der DDR-Reichsbahn. Sie wächst in einer Arbeiterfamilie in Berlin auf und engagiert sich in der proletarischen Jugendbewegung. Als Widerstandskämpferin gegen den Nationalsozialismus wird sie in das Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau eingeliefert, wo sie vergeblich versucht, die Lage der kranken und verhungernden Kinder zu verbessern. In West-Berlin bleibt sie ihrer kommunistischen Überzeugung treu und bekennt sich zur SED und deren West-Berliner Ableger. Als Verfolgte des Nazi-Regimes wird sie aber nicht anerkannt und bekommt auch keine Entschädigung. – 1978 ist Martha Bieder eine der letzten Trümmerfrauen Berlins. Mit 68 Jahren arbeitet sie immer noch auf dem Bau. Beim Sieb- und Brecherwerk des VEB Kombinat Tiefbau in Rummelsburg steht sie am Förderband und sortiert Metallteile aus dem Bauschutt. Mit ruhiger Bestimmtheit behauptet sie sich in einem reinen Männerkollektiv. Dann kündigt sie. Bei ihrer Abschiedsfeier erleben wir eine einfache und bescheidene Frau, die nur zögernd von sich selbst erzählt. Wir sehen eine Arbeitswelt jenseits heroisierender Planerfüllung, anstrengend, dreckig und monoton. (jg)