Sonntag, 20. April 2025, 18.00 Uhr
Material West-Berlin V: Nachdenkliches über die Halbstadt

181 Berliner*innen blicken uns in Faces (1988) an: Säuglinge, Zimmermädchen, Arbeiter*innen, Manager, Tänzer*innen, Taucher, Rechtsanwältinnen, Konfirmanden, Pfadfinder, eine Zirkusdirektorin. Es sind Gesichter aus West-Berlin, mit denen Antje Starost und Hans Helmut Grotjahn ein Stück Wirklichkeit einfangen wollen. Ein Jahr später beobachten die beiden Filmemacher*innen in Dem eine große Schiffschaukel, die vor dem Reichstagsgebäude rhythmisch ins Bild pendelt – eine Art Traumschiff, deren Fahrgäste sich zwar bewegen, aber nicht vom Fleck kommen.
In ihrem Film Böse zu sein ist auch ein Beweis von Gefühl (1983) untersucht die britische Filmemacherin Cynthia Beatt zusammen mit ihrem Kollegen Heinz Emigholz Klippen der deutschen Sprache, sie stellen unangenehme Alltagssituationen nach und lassen den Berliner Raum auf sich wirken. Das Vorkriegsberlin ist nur noch in Gedanken wiederzufinden. Die Stadt erscheint den beiden abweisend und unwirtlich, verschlossen und gefühllos: „Berlins Ausstrahlung ist das Bild der Zerstörung.“ In Cycling the frame (1988) begleitet Cynthia Beatt die schottische Schauspielerin Tilda Swinton auf einer Fahrradtour entlang der Westseite der Berliner Mauer. Auf einer Stadtrundrundfahrt der besonderen Art entdeckt die ausländische Besucherin die Ränder der eingeschlossenen Weltstadt: verwirrende Eindrücke, vom Soundtrack kongenial kommentiert. (jg)
Faces
R: Antje Starost, Hans Helmut Grotjahn, M: Wolfgang Stryi, 10‘
Dem
R: Antje Starost, Hans Helmut Grotjahn, 2‘
Böse zu sein ist auch ein Beweis von Gefühl
R: Cynthia Beatt, D: Cynthia Beatt, Heinz Emigholz, M: Maurice Weddington, 25‘
Cycling the Frame
R: Cynthia Beatt, D: Tilda Swinton, M: Simon Fisher Turner, 27‘