Raus aus der Stadt! Danach streben am Wochenende die Heere der Angestellten und Arbeiter*innen der europäischen Großstädte in den 1920er und 1930er Jahren. Sie sehnen sich heraus aus engen Mietskasernen, sehnen sich nach einem Bad in der Natur, nach einem Flirt, nach Musik, kurzum: nach Freiräumen.
Marcel Carnés dokumentarische Amateurarbeit Nogent. Eldorado du dimanche nimmt die Kamera mit nach Nogent-sur-Marne östlich von Paris, wo sich das gelobte Land der Lohnarbeitenden ausbreitet und die Stadtbewohner*innen wieder Kraft schöpfen. Carné beschreibt nicht nur das Leben der einfachen Leute, seine Bilder und die Montage fangen vor allem eine spezielle Atmosphäre ein. So macht es ein Jahr später auch das von jungen Filmemachern um Robert Siodmak, Billy Wilder und Fred Zinnemann geschaffene Kollektivwerk Menschen am Sonntag, eine collageartige, dokumentarisch anmutende Erzählung eines Wochenendtags im Leben junger Berufstätiger, der ganz den Berliner*innen selbst gehört. Die Arbeiter-Zeitung aus Wien attestiert dem Film „photographierte Wirklichkeit“ (10.10.1930). (mbh)
Günter A. Buchwald zählt zu den Pionieren der Stummfilmrenaissance. Der Dirigent, Pianist, Violinist und Komponist begleitet weltweit Stummfilme mit Klavier und Geige bei den Stummfilmfestivals in Bonn, Pordenone, Zürich, Nottingham und New York.
Nogent. Eldorado du dimanche.
R/K: Marcel Carné, 15’
Menschen am Sonntag
R: Robert Siodmak, Edgar G. Ulmer, Rochus Gliese, B: Billy Wilder, K: Eugen Schüfftan, Fred Zinnemann, D: Erwin Splettstößer, Brigitte Borchert, Wolfgang von Waltershausen, Christl Ehlers, 74’