
Genau 30 Jahre nach dem Erscheinen von Menschen im Hotel inszeniert Gottfried Reinhardt die erste deutschsprachige Adaption des Erfolgsromans, nachdem in Hollywood bereits Grand Hotel (1932) und Week-End at the Waldorf (1945) entstanden waren. Die komplexen Beziehungen und vielfach verflochtenen Geschichten von den Gästen des Berliner Luxushotels werden in die bundesdeutsche Gegenwart der 1950er Jahre verlegt, und doch verliert der Film in der Ära des Wirtschaftswunders nichts von den spitzen Untertönen und scharfen Beobachtungen der literarischen Vorlage.
Menschen im Hotel beginnt mit einer Kamerafahrt durch die Telefonzentrale des Hotels, das zentrale Nervensystem, das die Gäste des Etablissements miteinander verbindet: Die Kamera folgt der Stenotypistin Flämmchen (Sonja Ziemann) – aktualisiert als Fräuleinwunder der 1950er Jahre – durch das Foyer des Grand Hotels und begegnet dabei bereits mehreren exzentrischen Figuren des Films: Vom dubiosen Baron von Gaigern (O.W. Fischer) und vom Buchhalter Kringelein (Heinz Rühmann) über den korrupten Industriellen Preysing (Gert Fröbe) bis hin zur schillernden Grusinskaja (Michèle Morgan) feiern der Roman und das beeindruckende Ensemble eine letzte Reprise. (ejk)
Menschen im Hotel
- BRD/FR 1959
- DCP
- OF
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R: Gottfried Reinhardt, B: Hans Jacoby, Ladislas Fodor nach dem gleichnamigen Roman von Vicki Baum, K: Göran Strindberg, D: O.W. Fischer, Michèle Morgan, Heinz Rühmann, Sonja Ziemann, Gert Fröbe, 105’