Notes on Blindness
Notes on Blindness
GB/F 2016, R/K/S: Peter Middleton, James Spinney, T: Joakim Sundström, P: Jo-Jo Ellison, Alex Usborne, Mike Brett, Steve Jamison, 87’ · OmU, optionale englischsprachige Audiodeskription, DCP, Deutschlandpremiere
DO 06.10. um 20 Uhr + FR 07.10. um 21 Uhr + DI 11.10. um 20 Uhr · Grußwort am 06.10.: Verena Bentele, Beauftragte der Bundesregierung für die Belange von Menschen mit Behinderung; zu Gast: Peter Middleton und James Spinney im Gespräch mit Gregor Dotzauer (Der Tagesspiegel) + 07.10.: Peter Middleton und James Spinney im Gespräch mit Claus Löser Als Teenager erkrankt der 1935 geborene Theologe John Hull an einer Katarakt. Sein Erblinden erlebt er als eine graduelle Verminderung des visuellen Vorstellungsvermögens bis hin zu ihrem kompletten Verlust 1983. „Deep blindness“ nennt er diesen Zustand, in dem schließlich sogar die Vorstellung des Sehens verschwindet. Besonders die folgende soziale Isolation bringt Hull dazu, sich aktiv mit der dramatischen Veränderung seiner Welt zu befassen. So beginnt er, mithilfe eines Kassettenrekorders ein Audiotagebuch zu führen, auf dessen Grundlage 1990 das Buch Touching the Rock: An Experience of Blindness entsteht. Mit Notes on Blindness meistern die Filmemacher Peter Middleton und James Spinney auf beeindruckende Weise die paradoxe Aufgabe, Hulls Blindheit ins Sichtbare zu übersetzen. In ihrem Film werden Szenen aus Hulls Leben zu den Originaltonaufnahmen von Schauspielern unter Einsatz von Lippensynchronisation nachgespielt. So bleibt Hulls Stimme präsent, seine Teilnahme an der sichtbaren Welt jedoch ist gebrochen. Der Kassettenrekorder wird ihm zum neuen Gesicht, die Tonspulen ersetzen die Augen, während das Sichtbare für Hull nun der Welt der Träume angehört. Der Film übernimmt von Hull die Metapher des Wassers für das Erblinden. In Form von Regen spielt Wasser jedoch noch eine andere, sehr greifbare Rolle. Hull nutzt den Klang der Tropfen, um sich den Raum um ihn herum neu zu erschaffen und als Wirklichkeit neu anzueignen. „Blindness is a world“, sagt er: Der Film eröffnet uns einen Blick in diese Welt und zeigt uns, dass auch das Sehen nur eine Welt ist, für deren besseres Verständnis wir das Komplementär der Blindheit brauchen. (abe)
DO 06.10. um 20 Uhr + FR 07.10. um 21 Uhr + DI 11.10. um 20 Uhr · Grußwort am 06.10.: Verena Bentele, Beauftragte der Bundesregierung für die Belange von Menschen mit Behinderung; zu Gast: Peter Middleton und James Spinney im Gespräch mit Gregor Dotzauer (Der Tagesspiegel) + 07.10.: Peter Middleton und James Spinney im Gespräch mit Claus Löser Als Teenager erkrankt der 1935 geborene Theologe John Hull an einer Katarakt. Sein Erblinden erlebt er als eine graduelle Verminderung des visuellen Vorstellungsvermögens bis hin zu ihrem kompletten Verlust 1983. „Deep blindness“ nennt er diesen Zustand, in dem schließlich sogar die Vorstellung des Sehens verschwindet. Besonders die folgende soziale Isolation bringt Hull dazu, sich aktiv mit der dramatischen Veränderung seiner Welt zu befassen. So beginnt er, mithilfe eines Kassettenrekorders ein Audiotagebuch zu führen, auf dessen Grundlage 1990 das Buch Touching the Rock: An Experience of Blindness entsteht. Mit Notes on Blindness meistern die Filmemacher Peter Middleton und James Spinney auf beeindruckende Weise die paradoxe Aufgabe, Hulls Blindheit ins Sichtbare zu übersetzen. In ihrem Film werden Szenen aus Hulls Leben zu den Originaltonaufnahmen von Schauspielern unter Einsatz von Lippensynchronisation nachgespielt. So bleibt Hulls Stimme präsent, seine Teilnahme an der sichtbaren Welt jedoch ist gebrochen. Der Kassettenrekorder wird ihm zum neuen Gesicht, die Tonspulen ersetzen die Augen, während das Sichtbare für Hull nun der Welt der Träume angehört. Der Film übernimmt von Hull die Metapher des Wassers für das Erblinden. In Form von Regen spielt Wasser jedoch noch eine andere, sehr greifbare Rolle. Hull nutzt den Klang der Tropfen, um sich den Raum um ihn herum neu zu erschaffen und als Wirklichkeit neu anzueignen. „Blindness is a world“, sagt er: Der Film eröffnet uns einen Blick in diese Welt und zeigt uns, dass auch das Sehen nur eine Welt ist, für deren besseres Verständnis wir das Komplementär der Blindheit brauchen. (abe)