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Novemberverbrecher

Novemberverbrecher  BRD 1968, R: Carlheinz Caspari, B: Dieter Meichsner, Karlheinz Dederke, K: Wolfgang Zeh, D: Rudolf Rohlinger, Otto Graf, Rolf Moebius, Ernst Fritz Fürbringer, Richard Lauffen, Ernst Kuhr, 131’ · Digital SD SO 04.11. um 18 Uhr + SA 10.11. um 18 Uhr · Einführung: Jan Gympel „Eine Erinnerung der Fernsehspielabteilung des NDR“ lautet doppeldeutig der Untertitel dieser Produktion, die am 10. November 1968 – fünfzig Jahre und einen Tag nach der Ausrufung der deutschen Republik und fünfzig Jahre und einen Tag vor dem Waffenstillstand im Ersten Weltkrieg – erstgesendet wurde: Die Redaktion erinnert sich, und sie erinnert die Zuschauer. In einer Mischung aus Dokudrama und fingierter Reportage wird eindrucksvoll und spannend gezeigt, wie die deutschen Militärs und andere „national gesinnte“ Kreise die deutsche Niederlage im Ersten Weltkrieg herbeiführten und dann die Schuld daran Linken und Liberalen in die Schuhe schoben, um sie fortan als „Novemberverbrecher“ zu diffamieren. Ein praktisch unsichtbarer, nur zu hörender Hauptakteur in dem Film, bei dem der Historiker Karlheinz Dederke als Co-Drehbuchautor fungierte, ist der prominente Fernsehjournalist Rudolf Rohlinger, der die Akteure anno 1918 kritisch befragt. Der Film schließt mit einem Blick auf die Gegenwart des Jahres 1968: Nachdem unter anderem mit der „Dolchstoßlegende“ die erste deutsche Demokratie zu Fall gebracht worden war und die angeblichen Patrioten einen weiteren Weltkrieg angezettelt hatten, sind Berlin und Deutschland geteilt und das Reichstagsgebäude ist eine leere Hülle. „Fast gelang es, die Illusion zu bieten, daß es 1914-1918 ein freies Fernsehen im Deutschen Reich gegeben habe. Durch diese Form wurden zahlreiche Tatsachen so lebendig, daß auch nicht historisch vorgebildete Zuschauer Gewinn daraus zu ziehen.“ (Wolfgang Paul, Der Tagesspiegel, 12.11.1968) (gym) Das Programm ist Teil des Berliner Themenwinters 100 Jahre Revolution – Berlin 1918|19.