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Ohrfeigen

Ohrfeigen BRD 1970, R: Rolf Thiele, B: Willibald Eser, Paul Hengge, Peter M. Thouet, K: Wolf Wirth, M: Uli Roever, D: Gila von Weitershausen, Curd Jürgens, Alexandra Stewart, Nadja Tiller, Charles Regnier, Werner Pochath, Hans Peter Hallwachs, René Deltgen, 91’ · 35mm MI 12.12. um 20 Uhr · Einführung: Claudia Lenssen Wenn 1970 in gesellschaftskritischem Zusammenhang von Ohrfeigen die Rede war, dürften viele Deutsche an jene Ohrfeige gedacht haben, die Beate Klarsfeld 1968 Bundeskanzler Kiesinger gegeben hatte. In einem Rolf-Thiele-Film kann eine junge Frau so natürlich nur protestieren, wenn sie dabei nicht mehr trägt als Stiefel und einen Muff. Ebenso natürlich kommen die Kommunardin und der Konzernlenker sich anschließend privat näher, wobei er sich auch optisch verjungen lässt. Sie wiederum finanzierte das Leben ihrer revolutionären WG und ihren Hochsee-Piratensender schon zuvor durch die Dividende ihrer ererbten Aktien. Als diese eklatant an Wert verloren, sah sie sich zum titelgebenden Tun genötigt (diese Grundidee wurde, wie der Name Terbanks, Paul Martins Film Sieben Ohrfeigen von 1937 entnommen). Knapp zehn Jahre zuvor war Thiele noch ironisch zum „Cheferotiker des deutschen Films“ gekürt worden. Nun sah er sich, mit Anfang fünfzig, von der inzwischen eingetretenen Entwicklung im Kino und in der Gesellschaft überholt. Bei seinen Versuchen, mit der Sexwelle mitzuhalten, begleitete ihn Wolf Wirth bis zu Undine 74, der 1974 für beide einer ihrer letzten Kinofilme war. (gym)