Okraina / Vorstadt
Okraina
Vorstadt
UdSSR (Mežrabpom-fil’m) 1933, R: Boris Barnet, B: Konstantin Finn, B. Barnet, D: Sergej Komarov, Elena Kuz’mina, Nikolaj Bogoljubov, Nikolaj Krju?kov, Hans Klering, Robert Erdman, Aleksandr Cistjakov, 98‘ · 35mm, OmU
SO 19.11. um 18.30 Uhr · Einführung: Oksana Maistat
Ein gänzlich europäischer, wenn man so will, unsowjetischer Geist liegt in der Luft, wenn sich Boris Barnet jenen Themen widmet, die im ideologischen Korsett 1933 möglich waren, hier: jenem Erster-Weltkrieg-Treiben, das durch das zynische zaristische Schüren von Nationalismus und Mobilisierung als zentraler Auslöser der Oktoberrevolution galt. Weder im Schützengraben, wo der Freiwillige Sen’ka an der Seite seines (revolutionär gesinnten) Bruders Nikolaj verspielt sein Schiffchen als Köder hochhält (das wenige Sekunden später durchsiebt wird), hält Barnet mit seinen Markenzeichen zurück, noch im Vorstädtchen, wo deutsche Kriegsgefangene einziehen und sich ein besonders verträumter unter ihnen radebrechend der bezaubernden Man’ka nähert (rare deutsch-russische Zärtlichkeit, von kurzer Dauer): Stets sind zu bewundern eine einzigartige ‚Synchronizität‘ von Pathos und Witz, Tragik und Humor (wie sie unter anderem Béla Balázs beschwor), nuanciert gezeichnete Charaktere (inklusive Selbstauftritt als beschwipster Jüngling), episodisches Erzählen (mit Detail-Surplus) und – erstmals – subtilster Toneinsatz (vom ‚sprechenden‘ Pferd zum mux-mäuschen-stillen Friedensschluss der ‚Brüder‘). Große Geschichte, rückübersetzt ins menschlich Kleine. (bw)