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Ein verwitweter Bahnhofswärter begegnet einer kaugummikauenden Blondine. Wenig später sind die beiden verheiratet, doch mit dem Glück ist es nicht weit her. Die von Beverly Michaels wunderbar verrucht und frostig gespielte Frau, die bereits ein Auge auf den jungen Kollegen ihres Gatten geworfen hat, ist nur dem Geld hinterher.

Liebliche Fantasien und Emotionen, Verschlagenheit und pure Gier sind das Schmieröl dieses kleinen rauen B-Films, der Melodram und Thriller in einem ist. Für den in seinem Heimatland längst etablierten Tschechen Hugo Haas (1901­-1968), der hier außerdem Drehbuchautor, Produzent und Hauptdarsteller ist, war Pickup seine erste Regiearbeit im amerikanischen Exil. Nachdem er als Jude und Antifaschist vor den Nazis fliehen musste, ging er in Hollywood jahrelang mit seinem Drehbuch für Pickup hausieren und drehte den später von Columbia Pictures vertriebenen Film schließlich mit eigenem Geld selbst. Immer wieder variiert Haas danach die Geschichte vom älteren Mann (stets von ihm selbst gespielt), der einer blonden Verführerin auf den Leim geht. Wer dabei primär an Maso- und Fetischismus, Kult und Camp denkt und Haas als „The Skid Row Orson Welles“ (Dennis Dermody) beschreibt, übersieht, dass seine Filme immer auch das Leben von Emigranten am Rande der Gesellschaft porträtieren und ein in Hollywood seltenes Maß an Selbstreflexion besitzen. (ps)

Pickup