Postlagernd: Turteltaube
Postlagernd: Turteltaube
BRD 1952, R/B: Gerhard T. Buchholz, K: Peter Zeller, M: Hans-Martin Majewski, D: Barbara Rütting, Olga Limburg, Lu Säuberlich, Hermann Schomberg, Horst Niendorf, Ernst Stahl-Nachbauer, 97’ · 35mm
SA 18.05. um 19 Uhr
In den fünfziger und sechziger Jahren waren bei der DEFA die deutsche Teilung und die Verhältnisse auf der anderen Seite der Zonengrenze immer wieder ein Thema. Ganz anders in der westdeutschen Filmproduktion. Eine der wenigen Ausnahmen zeigte zudem bereits, wie dort kaum ein Film zur deutschen Frage ohne selbstkritischen Blick auf die Verhältnisse im Westen auskam. So schildert Postlagernd: Turteltaube, der erklärtermaßen in einem fiktiven Land spielt, nur zu Beginn die Zustände in dessen von einer totalitären Ideologie beherrschten Hälfte: In weitgehend stummen, aus dem Off kommentierten Szenen wird gezeigt, wie eine junge Frau von „drüben“ ihren Bruder dazu bringt zu überprüfen, ob seine Nachbarn weltanschaulich wirklich so gefestigt sind, wie er glaubt, oder ob sie nur aus Angst handeln. Das Ergebnis eines simplen Tests mit anonymen Briefen ist, dass alle fliehen. Auf der anderen Seite werden die Flüchtlinge vor allem als lästig empfunden, dort hat man sich im Wohlstand eingerichtet und die Landsleute und ihre Not weitgehend vergessen.
Sieben Jahre nach Kriegsende zeigte Postlagend: Turteltaube, der später häufig als gegen die DDR hetzendes Produkt des Kalten Krieges diffamiert wurde, in Wahrheit vor allem eine erschreckende Entfremdung zwischen Ost und West und ein Bild von den Verhältnissen im Westen (wo geflüchtete Professoren reihenweise zu Nachtwächtern degradiert wurden), das der Osten nicht viel anders gezeichnet hätte. (gym)