Schatten der Vergangenheit
A 1936, R: Werner Hochbaum, B: Walter von Hollander, Karl Buda, K: Oskar Schnirch, Georg Bruckbauer, D: Luise Ullrich, Gustav Dießl, Lucie Höflich, Oskar Sima, Anton Pointner, 78’ · 35 mm
„Jeder hat Glück“ heißt es auf den Plakaten für die neue Revue der Betty Gall. Deren Zwillingsschwester Helene weiß dagegen, dass man das Glück festhalten muss. Nach einer zu Unrecht verbüßten Haftstrafe kommt sie bei der eitlen Betty unter. Als diese tödlich verunglückt, schlüpft die schüchterne Helene heimlich in ihre Rolle und übernimmt auch den nichtsahnenden Verlobten, Staatsanwalt Hellwig.
Luise Ullrich spielt die Zwillinge Helene und Betty in diesem Melodram, in dem Werner Hochbaum die seltene Mischung von filmischem Formbewusstsein und Genre-Unterhaltung auf schwungvolle Weise gelingt. Helenes Psychogramm wird mit Krimi- und Revue-Elementen verwoben, während die Inszenierung an allen Ecken und Enden denkwürdige Details ausstreut: In der Nacht lauern Gespenster in glitzernder Bühnenmontur, eine Plansequenz durchwühlt liebevoll eine Gangsterkneipe. Ein Sammelsurium auch an Hochbaum-Motiven (Halbweltexistenzen à la Razzia in St. Pauli, Schaugeschäft nach Vorstadtvarieté, Ich-Spaltung und Visionen wie aus Die ewige Maske), dank Ullrichs energischem Schauspiel zugleich eine der definitiven Versionen von Hochbaums stets um Spielraum ringenden Hauptfiguren. (jsch)
FR 20.03. um 20.30 Uhr + SO 22.03. um 20 Uhr