Samstag, 24. August 2024, 18.00 Uhr
Schichten und Geschichte am Cerro Rico in Bolivien
Wer heute zum Cerro Rico, dem reichen Berg, bei Potosí in Zentralbolivien reist, entdeckt eine karge Geröllwüste als zerstörerisches Zeugnis von fünfhundert Jahren Bergbau. Im Volksmund spricht man vom „Berg, der die Menschen frisst“ – und diese drei Filme berichten aus den bolivianischen Minen, in denen schon spanische Kolonialherren indigene Menschen für Europas Wirtschaftswachstum ausbeuteten. Dieses System setzt sich bis heute fort. Das neue Silber heißt Lithium. In Bocamina zeigt Miguel Hilari Schichten der vergangenen Jahrhunderte, die sich am Cerro Rico abgelagert haben. Er lässt verschiedene Generationen auf diesen Berg treffen und stellt die Frage nach der Zukunft der Landschaft und der Menschen, die in ihr arbeiten. Aysa, ein früher Kurzfilm von Jorge Sanjinés, zeigt den harten Kampf eines Bergmanns zwischen Alkoholismus und dem Versuch, der eigene Herr seiner Arbeit zu werden. In Juku von Kiro Russo geht es um die 10.000 sogenannten Piraten der Bergstollen in Potosí, denen der Filmemacher in haptischen Bildern an der Grenze zur völligen Dunkelheit unter Tage nahekommt. Was die Filme außer der Dunkelheit eint, sind geisterhafte Entitäten, die in den Stollen hausen. In ihnen verkörpert sich eine Kultur, die sich von den europäischen Kapitalisten abhebt und die Geschichten der Ausbeutung mit einem kleinen Funken hoffnungsvoller Selbstermächtigung ausstattet. Die Emanzipation drückt sich alleine dadurch aus, dass hier die Arbeiter*innen selbst von ihren Schicksalen berichten. (ph)
Wetiere Notizen von Leonard Krähmer zu Bocamina, Rainer Kienböck über Aysa und Hans Bonhage zu Juku auf Jugend ohne Film
Bocamina
R/B/K: Miguel Hilari, S: Miguel Hilari, Pablo Paniagua, 22’
Aysa
R/B/S: Jorge Sanjinés, K: Juan Carlos Desanzo, D: Oscar Soria, 20
Juku
R/K: Kiro Russo, B: Gilmar Gonzales, Kiro Russo, 18’