Sehnsucht 202
Sehnsucht 202
D/A 1932, R: Max Neufeld, B: Irma von Cube, Emmerich Pressburger, Karl Farkas, D: Fritz Schulz, Magda Schneider, Luise Rainer, Rolf von Goth, Paul Kemp, 86’
SA 19.03. um 19 Uhr + DI 22.03. um 20 Uhr
Am Anfang steht ein Film im Film, der wie eine selbstironische Reflektion über das Medium wirkt: Eine stellungslose Stenotypistin liest den Reklamezettel eines Inseratenbüros, gibt dort eine Anzeige auf, findet sogleich Arbeit – und heiratet am Ende ihren Chef. Sehnsucht 202 ist nichts weiter als eine – freilich hinreißend inszenierte, traumschöne – Variation dieser kleinen Geschichte: Sie macht uns bekannt mit den beiden fast bankrotten Inhabern eines Parfümgeschäfts in Wien, einer schönen Millionärin, die eine Beteiligung sucht, und einer arbeitslosen jungen Frau. Die Vertauschung eines Inserats mit der Chiffre „Sehnsucht 202“ sorgt dafür, dass diese vier Personen einander kennenlernen, allerlei Missverständnisse entstehen, der unverbesserliche Fritz Schulz sich wie eine Klette an die umwerfende Luise Rainer hängt und ihr mitten auf der Straße eine Liebeserklärung macht mit dem Schlager Mein Schatz, ich bin in Dein Parfüm verliebt. Die Sorgen der Wirtschaftskrise werden einfach weggesungen, und das Leben erscheint als ein Knoten, der sich mit ein wenig Geduld, Liebe und Optimismus spielend lösen lässt.
Zuständig für die komischen Momente ist neben Fritz Schulz vor allem Paul Kemp, der in der Rolle des einzigen Verkäufers im Parfümgeschäft den sonst oft von Heinz Rühmann verkörperten „kleinen Mann“ gibt. Die Premiere der vom österreichischen Routinier Max Neufeld inszenierten Komödie fällt in eine Zeit, in der die allgemeine Lage in Deutschland überaus trostlos ist und von Tag zu Tag alles immer schlimmer zu werden scheint. Und doch freut sich die Fachzeitung Der Film am 17. September 1932: „Das ist – schlechthin – die bisher vollendetste Tonfilmoperette. (...) Wie das lebt und leuchtet, wogt und wirbelt. (...) Hier hat eine geschickte Hand filmisches Wunderland gestaltet. (...) Den Vogel schoß Paul Kemp ab, der von Film zu Film ein größerer Plusfaktor wird und heute schon in der ersten Reihe der erfolgreichen Komiker steht.“ (ps)